Wien - Die Studie über die "braunen Flecken" in der SPÖ ist
abgeschlossen. Sechs Wissenschafter haben fünf Jahre lang an der
Untersuchung gearbeitet. Eines der Ergebnisse, von denen das "profil"
in seiner aktuellen Ausgabe berichtet: Unter den SP-Abgeordneten in
National- und Bundesrat sowie in den Landtagen waren nach 1945 zehn
Prozent ehemalige NSDAP-Mitglieder. Bei der ÖVP waren es zwölf
Prozent.
Bedenkliche Renner-Aussagen
In den Protokollen der Sitzungen des SP-Parteivorstands sind die
Historiker auf bedenkliche Aussagen des provisorischen Kanzlers Karl
Renner gestoßen. So hatte Renner bei einer SPÖ-Vorstandssitzung im
Oktober 1945 gemeint, "dass, wenn die außenpolitischen Auswirkungen
nicht dagewesen wären, mir der braune Faschismus lieber als der
schwarze gewesen wäre". Und: "Nicht die Nazis seien am Krieg und
seinen Folgen schuld, sondern (...) wir als Marxisten müssen wissen
(...) dass kapitalistische, imperialistische Spannungen daran schuld
sind."
SP-Chef Alfred Gusenbauer fordert die ÖVP nun auf, ebenfalls ihre
Parteigeschichte aufzuarbeiten. Es bestehe der begründete Verdacht,
"dass hier viel Material vorhanden ist, dem sich die ÖVP nicht mit
offenem Blick stellen will", glaubt Gusenbauer und unterstellt der
ÖVP "ein schlechtes Gewissen, was ihre Vergangenheit betrifft". (APA)