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Zeichnung der Begegnung

Foto: REUTERS/Pat Rawlings/NASA/JPL/UMD
Washington/Wien - Eigentlich beginnt die große Show schon am Sonntag: In 132 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde soll sich von der im Jänner gestarteten Nasa-Sonde "Deep Impact" das 370-Kilo-Projektil lösen und 24 Stunden lang mit 37.000 km/h auf den Kometen Tempel 1 zurasen. So, dass der Einschlag am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, erfolgt.

Kameras und Messinstrumente an Bord von "Deep Impact" und dem "Impactor" sollen diese letzte Phase und die Folgen des Einschlags analysieren. Die Weltraumteleskope Hubble, Chandra und Spitzer werden die Kollision genau beobachten, sie soll auch von der Erde mit einfachen Fernrohren zu erkennen sein.

Erkenntnisse

Die Forscher versprechen sich von der Mission Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems sowie Rückschlüsse auf die mögliche Existenz von außerirdischem Leben. Die Nasa vermutet, dass sich unter der Oberfläche von Tempel 1 Materie befindet, die dem Ursprungsstadium des Sonnensystems näher ist als etwa die chemischen Komponenten der Erde und anderer Planeten.

Die Prognosen, was mit Tempel 1 nach dem Aufschlag passiert, reichen von "fußballfeldgroßem Krater" bis zum Zerbrechen des Kometen. Für Christian Köberl vom Institut für Geologische Wissenschaften der Universität Wien sind derartige Spekulationen eigentlich unnötig. Die Mission ist gestartet worden, um diese Frage zu beantworten.

Besteht der Komet, wie viele glauben, aus lockerem Material, ist ein kleiner Krater zu erwarten, da das Geschoss beim Eindringen in die eher schwammige Materie viel Energie verliert. Ist der Himmelskörper dagegen kompakt, wird der Krater größer ausfallen. Dass Tempel 1 zerbrechen könnte, glaubt Köberl nicht. Dazu brauchte es schon mehr Energie.

Von Film inspiriert

Die Mission "Deep Impact" ist vom gleichnamigen Hollywood-Streifen von 1998 inspiriert, in dem ein Komet von der Größe New Yorks auf die Erde zurast. Die Erdbewohner setzen in dem Film alles daran, der Tod bringenden Gefahr zu entgehen.

Mit besonderer Spannung werden Impact-Forscher deshalb die Bahn des Kometen verfolgen, nämlich ob der Einschlag zu einer, wenn auch geringen, Abweichung führt. Man erhofft sich Hinweise, ob und wie man einen Kometen mit Kurs auf die Erde abwehren könnte. Experten warnen immer wieder, dass der Einschlag eines großen Himmelskörpers zu verheerenden Folgen für das Leben auf der Erde sein könnte. Nicht zuletzt wird das Aussterben der Saurier auf einen Kometen-Einschlag zurückgeführt.

Die Frage, ob so ein Kupfergeschoss beim Einschlag auf der Erde eine Katastrophe auslösen könnte, verneint Köberl; es würde nicht einmal einen nennenswerten Krater aufwerfen. So würde etwa die Hälfte des Materials durch die Reibungshitze beim Eintritt in der Erdatmosphäre verglühen.

"Der größte bekannte Meteorit ist der Hoba Meteorit in Namibia mit rund 60 Tonnen, auch er dürfte bei seinem Einschlag kein allzu großes Spektakel verursacht haben", ist der Experte überzeugt. Damit wirklich große Krater entstehen, bedürfe es viel größerer Brocken, unter 1000 Tonnen, sagt Köberl "spielt sich nicht viel ab". (Heinz Jaksch, DER STANDARD, Print, 2./3.7.2005)