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Kerry King, Gitarrist der US-Brutal-Metall- Veteranen Slayer, ist mächtig böse auf Gott und die Welt.

Foto: APA/ EPA/KIKO HUESCA
Gott ist nicht tot, Gott ist sauer. Zumindest behaupteten das die kalifornischen Prügelmetaller Slayer am Mittwoch in der Wiener Arena. Die Veteranen des ungustiösen Freizeitsatanismus haben damit schon manche Pubertät verlängert.


Wien - Wer lacht, hat schon verloren. Lachen heißt: zu den falschen Göttern beten. Während wir also schmerzgeplagt wie die Hunde schon gleich wegen des ersten, Hammer, Amboss und Steigbügel ordentlich durchschlankernden Hochfrequenz-Gitarrensolos den Gegenchor anstimmen ("Scherzen bringt Schmerzen, Scherzen bringt Schmerzen, Scherzen bringt ...!"), trifft uns eine wesentliche und vor allem auch sehr nachdrücklich gebrüllte Erkenntnis hart wie eine Genickwatsche:

"God hates us all! God hates us all! You know it's true! God hates this place, you know it's true, he hates the race!" Wir merken schon, so leicht wie bei einem Lalelu-Konzert von Black Sabbath oder Motörhead werden wir heute nicht davonkommen. Gott ist nicht tot, Gott ist sauer. Daher ist es für zünftigen Satanismus nie zu spät: "The Gates of hell lie waiting as you see, there's no price to pay just follow me! I can take your lost soul from the grave, Jesus knows your soul can not be saved!"

Slayer muss man sich seit gut 20 Jahren auf diesem von Gott aus reinem Sadismus gegenüber der betroffenen Einwohnerschaft geschaffenen Planeten als die kalifornischen Donnergötter des Thrash-Metal vorstellen. Den kann man, wenn das Lustigsein nicht verboten wäre, lustigerweise tatsächlich mit Dreschmetall übersetzen.

Er wurde damals von Slayer und anderen verhaltensauffälligen und emotionell aufgewühlten jungen Leuten wie Metallica, Megadeth oder Anthrax nur aus einem Grund erfunden. Alle Menschen, die trotz der misslichen Lage auf diesem Planeten trotzdem frohen Mutes sind, weil es ja nicht nur liebe Menschen, sondern auch einen guten Gott gibt, sie sollen mit gnadenlos harter, übersteuerter, überzogener und im roten Tachobereich durchdrehender Musik sofort in den Wahnsinn und aus dieser Welt getrieben werden. Ihr müsst jetzt gehen - und zwar alle! Das bedeutet, wir haben es geahnt, vor allem Stress für die gute Mutter und den lieben Vater.

Diese müssen sich aus dem Jugendzimmer nicht bloß wegen der reichlich sinnlosen und später im Erwachsenenleben nur unnötig viel Geld wegen diverser Therapien kostenden Erfindung der Pubertät nicht nur brutalen und von keinem Moment der Zärtlichkeit gebrochenen Höllenlärm von grunzenden Männern und quiekenden Gitarren anhören.

Wie auch dreitausend verwirrte Menschen headbangend und die Hände zum Teufelszeichen ringend in der Arena bei alten Klassikern der Verderbtheit wie Angel Of Death, Mandatory Suicide, Hell Awaits oder Raining Blood feststellen konnten, wird da textlich schon einiges zu den Themenbereichen Blunzngröstl, Blutsuppe und Beuschlreißer geboten, mit dem man Eltern jagen und dabei unglaublich reich werden kann. Slayer sind toll. Man sollte sie keinem Jugendlichen ab 14 vorenthalten.

Am Ende möchte ich mich noch recht herzlich bei allen Besuchern dafür bedanken, dass ich den ganzen Abend nicht verschleppt, auf den Popo tätowiert und in die Lippe gepierct worden bin. Danke! (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.7.2005)