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Goldgewinnung gefährdet die Gletscher in den chilenischen Anden.

Foto: APA/EPA
Santiago/Montevideo/Wien - Rund 17 Millionen Unzen Gold sowie 630 Millionen Unzen Silber und Kupfer sollen 700 Kilometer nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago auf 5000 Metern Höhe unter Gletschern in der Erde liegen. Stimmt diese Schätzung des Konzerns Barrick Gold, wäre es eines der größten Vorkommen der Erde.

Um die Bodenschätze ans Tageslicht zu bringen, will Barrick, drittgrößter Goldförderer der Welt, in einem Mammutprojekt drei Gletscher umsetzen, was sich der Konzern 1,5 Milliarden Dollar (rund 1,24 Milliarden Euro) kosten lässt. 800.000 Kubikmeter Eis sollen mit riesigen Bohrmaschinen und Baggern losgelöst, in Lastwagen zwei Kilometer weiter transportiert und dort abgelagert werden.

Das grenzüberschreitende Projekt "Pascua Lama - Veladero", das vor vier Jahren von chilenischen und argentinischen Behörden genehmigt worden war, aber erst jetzt realisiert wird, hat massive Proteste ausgelöst. Die Firma Barrick Gold, deren Leitung beste Beziehungen zu George Bush, dem Vater des US-Präsidenten, nachgesagt werden, hat bereits mit der Sprengung von Tunneln und dem Bau von Straßen begonnen.

Wasserlieferanten

Umweltschützer geben zu bedenken, dass die drei Gletscher Esperanza, Toro 1 und Toro 2 an das argentinische Biosphärenreservat San Guillermo grenzen, das bereits Schaden genommen habe. Außerdem seien die Eisfelder in Chile Wasserlieferanten für das fruchtbare Huasco-Tal. In der sonst wüstenähnlichen Gegend leben dank dem Gletscherwasser 70.000 Menschen überwiegend von der Landwirtschaft.

Dieses Vorhaben bedeute eine ökologische Katastrophe, warnt der Biologe Raúl Montenegro. Sollte die Mine ihren Betrieb aufnehmen, droht die Verseuchung des Trinkwassers durch giftige Schwermetalle, die zur Lösung von Gold und Silber aus dem Gestein benötigt werden. Zudem würden beim Öffnen der Tagbaumine große Teile der Eisschicht zerstört.

Appell aus Salzburg

Aus diesem Grund haben auch die Mitte Juni in Salzburg versammelten Träger der alternativen Nobelpreise den Stopp des Projekts verlangt.

Selbst Wirtschaftswissenschafter sehen das Projekt skeptisch. Die einheimische Wirtschaft profitiere kaum davon, und wegen des investitionsfreundlichen Steuergesetzes wären auch die Steuereinnahmen gering. Zu Beginn dieser Woche begannen im chilenischen Unternehmerverband CPC dazu Verhandlungen zwischen dem Agrar-und dem Bergbausektor.

Die Regierung versprach, das Projekt "Pascua-Lama" noch einmal zu prüfen. Während früher, unter der Pinochet-Diktatur, "immer die Geschäftsleute gewannen" (so zu lesen im britischen Magazin Economist) ist das nun nicht mehr sicher. Weil die OECD die Umweltstandards der wirtschaftlich erfolgreichen Andenstaaten als unzureichend kritisiert hat, wurde die Kontrolle verschärft. Voriges Jahr wurde die Firma Arauco, deren große Zellstofffabrik bei Valdivia ein Naturschutzgebiet verschmutzte, sogar zur Sperre des Betriebs gezwungen.

Ein Vorteil für Österreich: Chile sei damit für heimische Umwelttechnologie, so sagte es kürzlich Andreas Meindl, der Handelsdelegierte in Santiago, ein "interessanter Markt" geworden. (DER STANDARD, Print, 1.7.2005)