Wien - Erst knapp jeder zehnte Spitzenjob in Österreichs Wirtschaft ist in Frauenhand. Mit Brigitte Ederer an der Spitze von Siemens Österreich rückt eine "Networkerin" an die Top-Position eines Elektronikriesen, die von den Anfängen ihrer Karriere her exzellente politische Kontakte mitbringt, wie sie an der Siemens-Spitze nicht unüblich sind.

In die Chefetagen der heimischen Wirtschaftskonzerne zogen in den vergangenen Jahren langsam, aber sicher doch mehr Frauen ein. Bei Wüstenrot regiert Susanne Riess-Passer, ebenfalls eine Managerin mit prominentem politischem Vorleben.

Beliebter Finanzbereich

Spitzenmanagerinnen werken in Österreich überhaupt gern im Finanzbereich, bei den Großbanken allen voran Regina Prehofer, Vorstand der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) und Elisabeth Bleyleben-Koren (Vorstand Erste Bank), in der Uniqa-Versicherungsgruppe ist Elisabeth Stadler im Vorstand.

Einen der höchsten Bank-Chefposten hatte zweifellos lange Jahre Maria Schaumayer inne gehabt, als einstige Präsidentin der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). In einem der höchsten Notenbank-Jobs in Europa amtiert auch heute eine Österreicherin, Gertrude Tumpel-Gugerell, die als ehemalige Vizegouverneurin der OeNB in Wien ins Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) nach Frankfurt wechselte.

Im Infrastruktur- und Verkehrsbereich sitzt Wilhelmine Goldmann (ÖBB) am Hebel, im Mediensektor wird der ORF von dessen Generaldirektorin Monika Lindner geführt.

Prominente Managerin

Zu den prominenten Managerinnen und/oder Unternehmerinnen in Österreich zählen die Sacher-Ladies Alexandra und Elisabeth Gürtler, H&M-Chefin Claudia Oszwald, Interio-Chefin Janet Kath, aber auch Maria Pfeiffer (Handel), Bettina Breiteneder (Immobilien/Garagen) oder Gexi Tostmann (Trachten).

Frauensache ist unter Gabriele Zuna-Kratky heute das Technische Museum und unter Johanna Rachinger die Nationalbibliothek. Viele Frauen haben ihre Familienbetriebe erfolgreich weiter entwickelt, darunter Helga Rabl-Stadler, Christiane Wenckheim (Ottakringer Brauerei) die einstige AHT-Chefin Almut Graefe oder die jüngst verstorbene Grande Dame der Mode, Hermine Fürnkranz.

Einige haben sich nach erfolgreicher Karriere aus dem operativen Tagesgeschäft auf Eigentümerfunktionen zurück gezogen, darunter die Amstettner Unternehmerin Hilde Umdasch oder die Transportunternehmerin Heidegunde Senger-Weiss.

Karriere geht vor Familie

Viele der Top-Managerinnen räumen ein, ihrer Karriere alles untergeordnet zu haben, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen, sei für Frauen in Österreich viel schwerer als etwa in den skandinavischen Ländern, sagen die selbstbewussten Managerinnen.

Und dass es wohl nur mehr eine Frage der Zeit sei, bis die Chefetagen sich auch hierzulande mehr mit erfolgreichen Powerfrauen füllen. (APA)