Bagdad - Der ehemalige irakische Minister Ajham al-Samariyeh hat am Mittwoch die Gründung eines "Nationalen Rates für Einheit und Wiederaufbau" bekannt gegeben, der sunnitischen Kämpfern eine politische Stimme geben soll. Dem Politiker, der sowohl die irakische als auch die US-Staatsangehörigkeit besitzt, werden gute Verbindungen in die Stammesgesellschaft des Sunnitengebietes nachgesagt. Er soll laut Presseberichten in jüngster Zeit Gespräche zwischen Vertretern der USA und der sunnitischen Rebellen vermittelt haben.

Die Gründung des Sammelbeckens wird als Versuch gewertet, die sunnitischen Aufständischen in den politischen Prozess einzubinden, der von den vom ehemaligen Diktator Saddam Hussein unterdrückten Schiiten gesteuert wird. Der Rat soll nach Samariyehs Darstellung all jene Widerstandskämpfer vertreten, welche nicht an Angriffen auf Zivilisten beteiligt waren.

Abzug gefordert

Der Ex-Minister forderte ein Ende der Operationen gegen irakischen Städte und Dörfer und den Abzug der US-Streitkräfte in einem Zeitrahmen von einem bis drei Jahre. Aus Kreisen der regierenden Schiiten hieß es dazu, Angriffe auf die Elektrizitätsversorgung, Wasser- und Ölleitungen, die Polizei und die irakischen Streitkräfte könnten nicht als Akte des Widerstands bezeichnet werden. Dies seien Terrorakte. Der Versuch, solchen Terroristen eine politische Vertretung zu geben, sei zum Scheitern verurteilt.

US-Soldaten im Irak hatten vor mehreren Wochen den Chef der wichtigsten zugelassenen Sunniten-Partei, der Islamischen Partei, Mohsen Abdel Hamid, vorübergehend festgenommen und erst nach heftigen Protest des Staatspräsidenten Jalal Talabani freigelassen.

Unterdessen kündigte ein Sprecher des Innenministeriums in Bagdad schnelle Gerichtsverfahren gegen rund 1.000 Verdächtige an, die im Zuge der jüngsten Offensiven von US-Streitkräfte festgenommen worden waren. Die Operationen hielten am Donnerstag an. Starke Kräfte unter Führung amerikanischer Einheiten versuchen in der Provinz Anbar, den Zustrom von Untergrundkämpfern aus dem Ausland zu unterbinden. (APA/AP)