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Foto: APA/dpa/Endig
Wien - Die österreichischen Arbeitnehmer sind fleißiger und motivierter als ihre deutschen Nachbarn. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG) mit dem Titel "Arbeitslosigkeit abbauen - von Besseren lernen!", die am Donnerstag präsentiert wurde. Weitere Erfolgsfaktoren Österreichs: Arbeitskosten und Unternehmenssteuern sind niedrig, das Arbeitsrecht flexibler und die Arbeitsvermittlung effizienter.

Heute veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit in Deutschland die Arbeitslosenzahlen für den Monat Juni. Deutschland leidet unter einer anhaltend hohen Arbeitslosenquote, während diese in Österreich und der Schweiz konstant niedrig ist. In Österreich lag die Arbeitslosenquote 2004 laut Eurostat bei 4,5 Prozent, in der Schweiz bei 3,9 Prozent und in Deutschland bei 9,8 Prozent. Österreich verzeichnet damit die drittniedrigste Arbeitslosenrate in der EU hinter Luxemburg mit 4,4 Prozent und Irland mit 4,3 Prozent.

Motivation gefragt

Die langfristig schlechtere Beschäftigungssituation in Deutschland im Vergleich zu Österreich und der Schweiz ist nach Ansicht der Studienautoren Stefanie Wahl und Martin Schulte auf "höhere und inflexiblere Arbeitskosten, ein rigideres Arbeitsrecht, höhere Unternehmenssteuern und eine ineffiziente Arbeitsvermittlung zurückzuführen." Am schwersten wiegt die geringere Arbeitsmotivation und der geringe Stellenwert der Erwerbsarbeit in Deutschland: "Die Deutschen müssen dynamischer, selbständiger und eigenverantwortlicher handeln, wenn sie ihre Erwerbssituation ernsthaft verbessern wollen," so die beiden Autoren.

Zwar weist Österreich mit 1,7 Prozent das im Vergleich mit der Schweiz (0,6 Prozent) und Deutschland (1 Prozent) höchste Wirtschaftswachstum im Durchschnitt der Jahre 1991-2004 auf, dies ist jedoch nicht der Ausschlag gebende Grund für die niedrige Arbeitslosigkeit, schreiben Wahl und Schulte.

Flexible Österreicher

Die Österreicher arbeiten im Durchschnitt 1.550 Stunden im Jahr, die Schweizer 1.510 Stunden und die Deutschen mit 1.446 Stunden etwas weniger als die Schweizer. Dabei sind die Österreicher flexibler und arbeiten häufiger zu untypischen Arbeitszeiten. Insbesondere Schichtarbeit ist für 16,8 Prozent der Österreicher, aber nur für 12,4 Prozent der Deutschen und 13,2 Prozent der Schweizer normal.

Während steigende Direktentgelte und Lohnzusatzkosten die Kosten der Arbeit in Deutschland erhöhten, setze Österreich auf Lohnmäßigung. Mit der Folge, dass die Entwicklung der realen Arbeitskosten weit hinter der Produktivität zurück geblieben sei. Laut Berechnungen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) seien die Lohnstückkosten in Österreich in den Jahren 1993 bis 2004 um 17,9 Prozent zurückgegangen, im selben Zeitraum sei die Produktivität um 56,6 gestiegen, heißt es in einer Aussendung der Austrian Business Agency (ABA) vom Donnerstag.

Lob für AMS

Die deutsche Studie lobt auch das österreichische System der Arbeitsvermittlung: Das Arbeitsmarktservice (AMS) sei keine Behörde sondern ein eigenständiges Unternehmen und arbeite schnell und effektiv, heißt es. Durchschnittlich nach 14 Wochen sei ein Arbeitsloser in Österreich wieder an eine Stelle vermittelt, in der Schweiz würden durchschnittlich 22 Wochen für die Vermittlung benötigt (2003) und in Deutschland sogar 38 Wochen. (APA)