Das ORF-Programm bröckelt. Der Marktanteil im Juni (bis inklusive Dienstag): 40,8 Prozent in Kabel- und Satellitenhaushalten. Wegen der Fußballeuropameisterschaft wäre ein Vergleich mit Juli 2004 unfair. 2003 hatte der ORF noch 42,6 Prozent, 2001 45,4. 2006 winkt immerhin die WM.
Mit den Zuschauern bröckeln die Programme: kaum ein Tag ohne Nachricht von der nächsten Einstellung.
Jüngstes Opfer: "Tipp - die Kulturwoche" beendet der ORF mit Jahresende. "Bei Stöckl" verabschiedet sich morgen, Freitag. "Modern Times" im Dezember.
Kein Geld für Eigenproduktionen vor dem Vorabend
Kein Geld für Eigenproduktionen vor dem Vorabend und nach 22 Uhr, lautet die grobe Formel. 18,5 Mio. Euro weniger als 2005 haben die Fernsehdirektoren im kommenden Jahr, der ganze ORF muss um die 30 Millionen sparen. Nach ORF-Sprachregelung liegt das an der strengen Überwachung der viel zu engen Werberegeln des Gesetzes durch die Medienbehörden. Das Gesetz gilt seit Anfang 2002. Weil die Anstalt dessen Grenzen ausreizte, wird ihre Einhaltung seit Mitte 2004 auch überwacht. "Frisch gekocht" lohnt sich so nicht mehr.
Weit mehr als zehn der für heuer budgetierten Euro-Millionen aus Sonderwerbeformen drohen der Anstalt nach STANDARD-Informationen schon heuer zu fehlen. Zudem liegen die klassischen Werbeeinnahmen des ORF laut Insidern im ersten Halbjahr mehr als fünf Millionen Euro unter Plan. Schon wird spekuliert über Sparmaßnahmen am laufenden Budget 2005 - zusätzlich zu 30 Millionen für 2006.
"Nicht sehr gutes" zweites Quartal
Walter Zinggl, oberster Werbevermarkter des ORF, bestätigt nur ein "nicht sehr gutes" zweites Quartal, klingt für das dritte aber zuversichtlich.
ORF-Manager Alexander Wrabetz kommentiert die Zahlen nicht, schließt aber Kürzungen im laufenden Jahr aus. "Es besteht kein Anlass für eine Ergebniswarnung." Die Werbeeinnahmen des ORF - budgetiert sind rund 300 Millionen - lägen "im Wesentlichen" auf Plan. Und Einbußen bei Sonderwerbeformen würden "grosso modo" das Jahr 2006 betreffen.