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Foto: APA/de FELICE / tele.ring
Wien - Der Verkauf des viertgrößten österreichischen Mobilfunkanbieters tele.ring durch die Konzernmutter Western Wireless ist in der heißen Phase. Die Entscheidung über den künftigen tele.ring-Eigentümer könnte in den nächsten Tagen fallen, sich aber auf Grund des überraschenden Rückzugs als Favorit gehandelten niederländischen Telekombetreibers KPN auch noch etwas nach hinten verschieben: "Nun ist alles offen", erfuhr die APA aus Branchenkreisen.

Dem Eigentümer Western Wireless International liegen für tele.ring derzeit zwei Angebote - ein verbindliches und ein unverbindliches vor, erfuhr die APA weiter. Der drittgrößte österreichische Mobilfunkanbieter One habe mit seinem deutschen Mehrheitseigentümer E.ON ein unverbindliches Angebot gelegt, da die Finanzierung der Übernahme noch nicht stehe, hieß es. Das verbindliche Angebot komme von der US-Fondsgesellschaft Permira. Der Wert von tele.ring wurde zuletzt auf 1 bis 1,5 Milliarden Euro geschätzt.

Mögliches Szenario mit One und tele.ring

E.ON will nach Medienberichten One und tele.ring zum zweitgrößten heimischen Mobilfunkanbieter fusionieren, um das Unternehmen dann leichter verkaufen zu können. Der deutsche Energiekonzern hatte schon länger seine One-Anteile abstoßen wollen, erst durch tele.ring bekäme One aber eine für Käufer attraktive Größe, berichteten deutsche Agenturen vergangene Woche unter Berufung auf Branchenkreise.

Der Finanzinvestor soll wiederum den Vorschlag eingebracht haben, dass tele.ring seinerseits One übernehmen könnte. Laut Medienberichten planen die Finanzinvestoren die Fusion von tele.ring und One, die Experten zufolge bis zu 700 Arbeitsplätze kosten könnte. Danach könnte das Unternehmen an die Börse gebracht werden.

Der heimische Markt

Marktführer am heißumkämpften österreichischen Mobilfunkmarkt ist die Mobilkom Austria, Tochter der börsenotierten Telekom Austria, laut Angaben der Rundfunk- und Telekomregulierungsbehörde RTR (Stand Mai 2005) mit einem Anteil von 40,97 Prozent bzw. 3,3 Millionen Kunden. Auf dem zweiten Platz folgt derzeit T-Mobile Austria, Tochter der Deutschen Telekom, mit einem Marktanteil von 25,42 Prozent bzw. 2,05 Mio. Kunden, dahinter One (18,94 Prozent Marktanteil, 1,53 Mio. Kunden). tele.ring hat einen Marktanteil von 11,44 Prozent mit 922.000 Handykunden, dahinter folgt noch der UMTS-Betreiber Hutchison ("3") mit 3,23 Prozent Marktanteil und 260.000 Kunden.

Der niederländische Telekombetreiber KPN hatte sich gestern aus dem Bieterverfahren überraschend zurückgezogen und entgegen Branchenerwartungen kein verbindliches Angebot gelegt. Genauere Gründe für den Rückzug wollte ein KPN-Sprecher gestern, Dienstag, gegenüber der APA nicht nennen. Nur so viel: Man müsse eben auf das Interesse der Aktionäre achten und werde deshalb die Überlegungen über einen Kauf von tele.ring nicht mehr weiter verfolgen.

Ursprünglich war die Angebotsfrist für tele.ring am vergangenen Freitag abgelaufen, durch den Beschluss der Handymasten-Steuer in Niederösterreich und die dadurch veränderten Unternehmenswerte war die Frist dann aber nach hinten erstreckt worden.

Hintergrund ist Verkauf von Western Wireless

Hintergrund des raschen Verkaufs von tele.ring ist, dass die US-Konzernmutter Western Wireless seinerseits vor Kurzem für sechs Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) an den amerikanischen Konkurrenten Alltel verkauft wurde. Die Übernahme soll im Laufe des Sommers abgeschlossen werden, Western Wireless soll davor tele.ring abstoßen.

Der Umsatz von tele.ring stieg 2004 um 47 Prozent auf 479,4 Millionen Euro (Vorjahr: 326 Millionen Euro), das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) vervierfachte sich von 28,2 auf 121,2 Millionen Euro. Die Zahl der Kunden stieg bis Ende März 2005 auf 1,036 Millionen, davon waren 917.400 Handy- und 118.500 Festnetzkunden. (APA)