New York - Im Prozess um die größte Bilanzaffäre in der US-Firmengeschichte hat die Staatsanwaltschaft für den früheren WorldCom-Chef Bernie Ebbers eine Haftstrafe von 85 Jahren gefordert. Die Ankläger verlangten damit am Dienstag (Ortszeit) in einer schriftlichen Eingabe vor einem Gericht in New York die Höchststrafe gegen den 63-Jährigen.

Er war bereits im März von Geschworenen wegen Betrugs, Verschwörung sowie Falschangaben gegenüber der Börsenaufsicht in sieben Fällen für schuldig befunden worden. Richterin Barbara Jones wird das Strafmaß am 13. Juli verkünden.

Ebbers hatte vor Gericht auf nicht schuldig plädiert und stattdessen seinen früheren Finanzdirektor Scott Sullivan für die Betrügereien bei WorldCom verantwortlich gemacht. Sullivan trat dagegen als Kronzeuge der Anklage auf und sagte aus, der frühere Konzernchef habe die Bilanzfälschungen persönlich in Auftrag gegeben. Ebbers Anwälte verwiesen zuletzt auch auf Ebbers schlechten Gesundheitszustand und forderten Richterin Jones auf, Milde walten zu lassen.

Größter Bilanzskandal

Die Bilanzfälschungen bei WorldCom beliefen sich auf rund elf Milliarden Dollar (9,09 Mrd. Euro). Nach Bekanntwerden hatte der Betrugsskandal im Juni 2002 die US-Finanzwelt schwer erschüttert. Innerhalb weniger Tage stürzte die WorldCom-Aktie um mehr als 90 Prozent ab. Anleger verloren Milliarden Dollar, und 20.000 Beschäftigte standen schließlich ohne Job da.

WorldCom flüchtete sich im Juli 2002 unter das schützende Dach des US-Konkursrechts, um unter gerichtlicher Aufsicht und unter dem Namen MCI an seiner Sanierung zu arbeiten. Mitte Februar gab der US-Konkurrent Verizon die Übernahme von MCI bekannt. (APA/AFP)