Kabul - Nach dem amerikanischen Hubschrauberabsturz in Afghanistan werden mehrere US-Soldaten vermisst. Wie Militärsprecher Jerry O'Hara am Freitag in Kabul mitteilte, sollte die Spezialeinheit in dem Transporthubschrauber nach den im ostafghanischen Gebirge verschollenen Soldaten suchen. Im Pentagon in Washington sagte Generalleutnant James Conway, der MH-47 Chinook sei von einer ungesteuerten Rakete abgeschossen worden.

Die 16 Toten beim Abschuss des Hubschraubers waren der bisher größte Einzelverlust der US-Streitkräfte seit Beginn des Krieges in Afghanistan 2001.

Bei Landung abgeschossen

Die radikalislamischen Taliban-Milizen hatten zuvor erklärt, den Hubschrauber in der östlichen Provinz Kunar in dem Moment abgeschossen zu haben, als er Soldaten absetzen wollte. Laut US-Verteidigungsministerium war die Maschine vom Typ CH-47 Chinook im "Anti-Terror-Einsatz". Er sollte Verstärkung für die "Operation Roter Flügel" gegen islamistische Rebellen nach Ostafghanistan bringen.

Oberstleutnant O'Hara lehnte eine Stellungnahme zu den Angaben eines mutmaßlichen Taliban-Sprechers ab, die Taliban hätten in der Provinz Kunar einen ranghohen US-Offizier gefangen genommen. Mullah Latif Hakimi sagte der Nachrichtenagentur AP, nahe des Ortes Asadabad an der Grenze sei ein US-Soldat gefangen genommen worden. Hakimi wollte keine weiteren Details nennen.

O'Hara bestätigte lediglich, dass in der Region nach einer kleinen Gruppe amerikanischer Soldaten gesucht werde. Nach dem Verlust der Spezialeinheit würden anderweitig alle Mittel mobilisiert, sie zu finden.

Kämpfe werden heftiger

Kunar ist eine Hochburg der Taliban. Die Unglücksstelle liegt westlich der Stadt Asadabad in der Nähe der pakistanischen Grenze.

Die US-Armee hatte die Taliban im Winter bereits als fast völlig aufgerieben bezeichnet, doch seit dem Frühjahr lieferten sich die islamistischen Kämpfer heftige Gefechte mit afghanischen Soldaten und den sie unterstützenden multinationalen Truppen unter US-Kommando.

Seit Jahresbeginn starben dabei mehr als 500 Menschen, größtenteils Taliban und andere Rebellen. Seit Anfang der "Operation Enduring Freedom" in Afghanistan im Oktober 2001 starben 149 US-Soldaten, unter ihnen 77 bei Kampfeinsätzen.

Angesichts der Intensivierung der Kämpfe rechneten Beobachter damit, dass das Land vor den für den Herbst geplanten Wahlen ähnlich wie der Irak ins Chaos abgleiten könnte. (APA/AP)