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Nicht die EU, sondern die Wiener Behörde hat Premiere-Chef Georg Kofler nun eingeschaltet, um den Vertrag des ORF mit dem Skiverband zu prüfen. Die Bundesliga bleibt zumindest vorerst, wo sie ist, sagte Kofler Harald Fidler.

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STANDARD: ORF-Direktoren hätten gerne ein Livespiel der Bundesliga nach ihrer Wahl am Sonntag und eine Zusammenfassung der Spiele am Samstag. Angeblich verlangen Sie 6,5 bis 8,5 Millionen Euro.

Kofler: Ich verlange gar nichts, weil wir mit dem ORF nie so konkret gesprochen haben. Es gibt immer wieder Kontakte. Bei den Livespielen sehe ich jedoch keine Kompromissmöglichkeit. Außerdem heißt unser Vertragspartner ATV+. Ich gehe selbstverständlich davon aus, dass ATV+ den Vertrag weiter erfüllt.

STANDARD: Die kompletten zwei verbliebenen Jahre?

Kofler: Das ist ein Dreijahresvertrag. Punkt. Weder reden wir mit ATV+ über eine Auflösung des Vertrages noch gibt es konkrete Gespräche mit dem ORF über irgendwelche Veränderungen, was die Bundesliga angeht.

STANDARD: ATV+ will seine Fußballshow "Volltreffer" früher spielen. Sie verhandeln in diesen Tagen mit ATV-Gesellschafter Herbert Kloiber.

Kofler: Im Moment gibt es keine Änderungen zu berichten. Grundsätzlich halte ich den Termin Samstag um 22 Uhr für einen guten Zeitpunkt für eine Fußballshow. Alles andere würde neue Verhandlungen erfordern, die in der Kürze der Zeit nicht unkompliziert sind.

STANDARD: Wie lange können Sie Änderungen ausschließen?

Kofler: So lange wir hier am Tisch sitzen (lacht).

STANDARD: Nach der Bestellung von Hans Mahr zum Vorstandsmitglied von Premiere, zuständig neben Sport auch für Österreich, wurde spekuliert, das könnte die Beziehungen zum ORF verbessern und dem mehr Bundesliga bringen.

Kofler: Ich bin doch selber ein netter Kerl. Da muss ich nicht für die psychotherapeutische Betreuung des ORF extra einen neuen Vorstand einstellen. Hans Mahr wird mindestens so hart wie ich für die Interessen von Premiere fighten.

STANDARD: Seit wenigen Wochen haben Sie einen Konkurrenten in Österreich mit dem Pay-Produkt easy.tv, das es auch mit Wertkarte gibt.

Kofler: Das ist Pay-TV auf Regionalliganiveau. Daran stört mich einzig, dass der ORF dieses Projekt bei der Vermarktung unterstützt. Es kann nicht im Sinne des öffentlich-rechtlichen Auftrags sein, dass sich der ORF auf Seitenwegen bei einem offensichtlich kommerziellen Projekt engagiert, noch dazu bei einem solchen Loserprojekt.

STANDARD: Vor wenigen Jahren hatte der kommerzielle TV-Anbieter Premiere eine sehr enge Kooperation mit dem ORF – mit gegenseitigem Marketing.

Kofler: Der ORF hat da keinerlei große Dienstleistung für Premiere erbracht. Mit easy.tv begibt er sich hingegen in eine rechtliche Grauzone. Derzeit laufen diverse Beihilfeverfahren bei der EU, die eine transparente Abgrenzung zwischen öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Betätigungen fordern.

STANDARD: Die Dienstleistung erbringt die Tochter ORS, die bekommt keine Gebühren dafür und die Finanzierung ist transparent, sagt der ORF.

Kofler: Ein durchsichtiger Wiener Schmäh. Damit wird der ORF sicher nicht bei der EU durchkommen. Wir fassen jedenfalls ins Auge, vielleicht zusammen mit anderen österreichischen Privatanbietern, eine Beihilfebeschwerde bei der EU einzubringen. Wir halten die Beteiligung des ORF an dem Projekt easy.tv für unvereinbar mit dem öffentlich- rechtlichen Auftrag.

STANDARD: Sie haben vor Monaten angekündigt, Sie schalten die EU-Wettbewerbsbehörde ein wegen des Vertrages zwischen ORF und Österreichischem Skiverband (ÖSV). Darauf warten wir bis heute.

Kofler: Wir haben vorige Woche bei der Wiener Bundeswettbewerbsbehörde eine Beschwerde gegen ORF und ÖSV eingereicht. Deren Vertrag über die Skirechte kam ohne Ausschreibung zustande und läuft exklusiv über gut zehn Jahre. Wir sind überzeugt, dass der Vertrag EU-Wettbewerbsrecht und gängiger Vergabepraxis solcher Kernrechte fundamental widerspricht.

STANDARD: Warum die Wiener Behörde und nicht Brüssel?

Kofler: Das ist in erster Linie eine österreichische Angelegenheit. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2005)