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Foto: apa/Tröscher
Wiener Neustadt/St. Pölten - Wo tonnenweise Kies vor wenigen Jahren noch tonnenweise gelagerten Giftmüll bedeckte, liegt jetzt tonnenweise Kies allein. "Es ist ein historischer Tag. Eine lange Geschichte kommt zu einem guten Ende", verkündete der Niederösterreichische Umweltlandesrat Josef Plank (VP) am Montag inmitten der Mondlandschaft der sanierten - und somit ehemaligen - Fischer-Deponie.

Seit 20. August 2002 wurden dort aus einer 800 Meter langen, 100 Meter breiten und 20 Meter tiefen Grube exakt 932.563,49 Tonnen Abfälle gebaggert: zum Teil hochgiftige Stoffe, die bis tief hinein in die 1980er-Jahre in die Theresienfelder Müllhalde bei Wiener Neustadt eingefüllt worden waren. 140 Millionen Euro - zehn Millionen Euro weniger als eingeplant - kostete es, um den Müll zu entfernen - politische und mentale Kosten nicht eingerechnet.

Alte Versäumnisse Was diese betrifft, gibt Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Fasan bereitwillig Auskunft. Niemand unter den regierenden Politikern im Land solle sich jetzt, "bitte sehr", der Sanierung rühmen, sagt er. "Die Grünen haben vor der Gefährdung des Grundwassers durch die Fischer-Deponie schon gewarnt und wurden deshalb verlacht, als der damalige Umweltlandesrat Erwin Pröll mit dem Wissen Landeshauptmann Siegfried Ludwigs munter Deponierbewilligungen ausgeteilt haben", stellt er rückblickend fest.

Das teure Umdenken sei also "bestenfalls als Erfüllung einer Schuldigkeit" zu betrachten - und außerdem noch gar nicht wirklich abgeschlossen. Tatsächlich lagert unweit der Fischer-Deponie - und den Grundwasservorkommen der Mitterndorfer Senke ebenso nah wie diese - Gift in der so genannten Angerler Grube.

Sowie - etwas weiter weg - kontaminierende Stoffe in der Müllgrube "Betonfelder": beide mit Prioritätsstufe eins auf der vom Umweltministerium geführten Liste sowie verdächtigt, die Brunnen der dritten Wiener Wasserleitung zu gefährden. Zur Angerler Gruben-Sanierung laufen derzeit die Planungen, eine - EU-weite - Ausschreibung des Auftrags wird folgen.

Neue Versäumnisse?

Dieser Auftrag könnte "den Steuerzahlern um rund eine halbe Million Euro billiger kommen, würde man die Infrastruktur weiterbenützen, die derzeit noch in der Fischer-Deponie steht", sagt Fasan. Die unkoordinierte Sanierungstätigkeit bezeichnet er als "weitere Panne" bei der Altlastenentfernung. Doch auch Plank strebt nach Synergien - und zwar mittels Entschleunigung. Noch seien auf der Fischer-Deponie Abschlussarbeiten zu erledigen - "und vielleicht geht es sich mit der Weiternutzung des Räumungsgeräts ja aus". (bri, DER STANDARD-Printausgabe, 28.06.2005)