München - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juni wie erwartet leicht aufgehellt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sei von 92,9 Punkten im Mai auf 93,3 Punkte gestiegen, teilte das ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Montag mit. Damit traf das Konjunkturbarometer die Erwartungen vieler Experten. Die Unternehmen hätten ihre aktuelle Geschäftslage geringfügig besser beurteilt, erklärte ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Es sei aber zu früh, bereits auf konjunkturelle Besserungen in den nächsten Monaten zu schließen.

Erwartungen etwas verbessert

Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe blieb weitgehend unverändert, nur die Geschäftsaussichten seien etwas zuversichtlicher eingeschätzt worden. "Leicht verbessert haben sich auch die Erwartungen der Industrie an das Exportgeschäft", erklärte Sinn. Die Groß- und Einzelhändler bewerteten sowohl die gegenwärtigen Geschäfte als auch die Aussichten günstiger. Dagegen trübte sich das Geschäftsklima am Bau erneut ein.

In der Analyse bewerteten rund 7.000 befragte Unternehmen sowohl ihre gegenwärtige Geschäftslage als auch ihre Aussichten etwas günstiger. Volkswirte hatten den Anstieg erwartet. Dabei hatten sie eine etwas verschlechterte Lageeinschätzung und bessere Erwartungen vorhergesagt. Nach Angaben des Ifo stieg die Lage-Komponente auf 93,7 von 93,4 Zählern, der Erwartungsindex erhöhte sich auf 92,9 von 92,3 Punkten.

Ölpreis ist großes Risiko

Der hohe Ölpreis bleibt nach Einschätzung des deutschen Ifo-Instituts ein wesentliches Risiko für die weitere Entwicklung der ohnehin schwachen Konjunktur. "Wenn der Ölpreis auf lange Sicht so hoch bleibt, wird das das internationale Wachstum bremsen", sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger in einem Interview am Montag.

Damit werde auch das Wachstum der deutschen Wirtschaft weiter gebremst. Letztlich werde durch die hohen Ölpreise auch Kaufkraft für den Konsum entzogen. Die schwache Binnennachfrage ist bisher der wesentliche Hemmschuh für die Konjunkturentwicklung in Deutschland.

Durch die negative Wirkung auf die Weltwirtschaft könnte ein anhaltend hoher Ölpreis auch die Exportaussichten von deutschen Firmen verschlechtern, sagte Abberger weiter.

Auch das deutsche Wachstum werde dann geringer ausfallen als vom Ifo mit 0,8 Prozent in diesem Jahr prognostiziert. Bisher gehe das Ifo-Institut aber weiter davon aus, dass die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland im zweiten Halbjahr etwas an Fahrt gewinne. Vorerst habe sich der hohe Ölpreis im Saldo nicht negativ auf die Geschäftserwartungen der Firmen ausgewirkt. Der Euro-Kurs werde als wettbewerbsfördernd angesehen, so das Institut.

Positiver Effekt durch Neuwahlen

Die Ankündigung vorgezogener Bundestagswahlen hat nach Einschätzung von Ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb einen positiven Einfluss auf die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gehabt. Nerb sagte am Montag in "Bloomberg-TV", es wäre zwar verkürzt, die Wahlankündigung als alleinigen Grund für die positivere Erwartungshaltung der Unternehmen verantwortlich zu machen, allerdings gehe er von einem positiven Effekt aus, sagte Nerb.

Zur Belebung der Konjunktur forderte Konjunkturexperte Abberger erneut eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). "Wir haben gesagt, dass eine Zinssenkung für Deutschland sicher positive Effekte hätte. Dabei bleiben wir", sagte er.

Abberger warnte aber gleichzeitig davor, den Anstieg des Geschäftsklimaindex überzubewerten. "Es ist zu früh, eine konjunkturelle Besserung daraus abzulesen", sagte er. Zunächst müsse die Entwicklung in den nächsten Monaten abgewartet werden. (APA/dpa)