Eine Allstar-Versammlung von allen Kontinenten, ohne den lästigen Vorlauf einer weltweiten sportlichen Quali, ausgetragen in einem Land mit großer Fußballakzeptanz, Wirtschaftskraft und differenzierter Freizeitkultur. Alle Weltmarken, die den Fußball sponsern, wie etwa McDonald's, nutzen eine garantierte europaweite Aufmerksamkeit zu einem sensiblen Zeitpunkt im Jahr. Es sind die zwei Wochen vorm ersten hysterischen Massenaufbruch in die Ferien und den Süden, der übrigens dank der neuen Lkw-Fahrerlaubnis am Wochenende zu einer nie da gewesenen Stauorgie ausarten wird. Aber Spediteure dürfen in der EU ja fast alles, vor allem fahren, wenn alle fahren.

Je länger die Familien auf den Autobahnen parken oder hinter Lastwagen herzuckeln, desto länger hören sie Radio-Werbespots zu oder sehen die immer beliebter werdenden DVD-Filmprogramme im Auto. Das besteht am besten aus einer SUV (Sports Utility Vehicle) genannten Blechgebirgsmasse, um für die gleiche Strecke im Vergleich zu normalen Autos den Umsatz von Sprit und Raum zu maximieren.

Der Fußball als Zeitfüller und Werbeknüller folgt genau demselben Maximierungsprinzip und dieselben Medien, die sich darüber alterieren, dass der Fußball dem Marketing untergeordnet wird, haben ihn zu einem Werbebotschaftenbeschleuniger hochstilisiert. Tröstlich ist und bleibt, dass die unvergleichliche Anhäufung an Kickertalenten namens Brasilien schön langsam richtig kicken muss, sonst wird dieser Geschäftstermin nicht maximal mit dem Sieg genutzt. Und der Ursprung und die schöne Seite des Mehrwerts heißt immer noch Kundenglück. (Johann Skocek - DER STANDARD PRINTAUSGABE 27.6. 2005)