Die Formel 1 ist ein Beispiel für die Kunst, einen spannenden Wettbewerb durch Regeländerungen zu ruinieren. Der Tiefpunkt wurde in Indianapolis erreicht. Um die Entwicklung zu beschreiben, nahm Chefkommentator Niki Lauda in einer kirchlichen Metapher Zuflucht. Die Teams müssten sich schleunigst in ein Zimmer einschließen und solange konferieren, "bis weißer Rauch aufsteigt". Weißer Rauch ist das Zeichen dafür, dass das Kardinalskollegium einen neuen Papst gewählt hat, der anschießend als von Gott bestimmt und der Unfehlbarkeit teilhaftig erklärt wird.

Der Unfehlbare der Formel 1 heißt Bernie Ecclestone. Der Brite hat die meiste Kohle mit dem Benzinzirkus verdient, er hat aus einer Bühne für die Flotten und Coolen eine genormte Show für streberische Perfektionisten wie Michael Schumacher gemacht. Ecclestone fürchtet die Übernahme seines geschützten Gewerbes durch die Autofirmen, die immerhin die Wandershow inszenieren und zahlen.

Sollten die Firmen Ecclestone ausbremsen, wäre die Formel 1 am Ende, sagt Lauda. Man kann das so sehen. Der Automobilverband kommt kaum mit dem Modernitätsdruck der Autokonzerne zurecht, die den als Sport (schlecht) verkleideten Zirkus für ihr Marketing maximal nutzen müssen. Denn die horrenden Summen, die ein wettbewerbsfähiger Mercedes oder BMW kostet, müssen zurückverdient werden. Die Faszination der Formel 1 wurde auf die Magie der großen Zahlen, in Dollars und km/h, reduziert.

Jetzt steht sie an und beruft sich wie Kinder und Manager, wenn die nicht weiterwissen, auf den lieben Gott. Aber der Deus ex Machina fährt nicht Auto. Vielleicht ist ihm das zu fad geworden. (DER STANDARD Printausgabe 24.06.2005)