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Riess-Passer: "Finanzminister Grasser ist selbst Bausparer, das weiß ich."

Foto: APA/Jäger
Wien - Die Generaldirektorin der Bausparkasse Wüstenrot, Susanne Riess-Passer, hält die bevorstehende Erweiterung des Bausparens in Richtung Vorsorgesparen für Pflege und Bildung für einen "wichtigen Schritt in die richtige Richtung" - naturgemäß. Die Vorteile, die sie darin sieht: "Das altbewährte System bleibt gleich, es verändert sich nur die Zweckwidmung." Der Nationalrat will das Bildungs- und Pflegesparen noch vor seiner Sommerpause, also Anfang Juli, beschließen.

Die Leistungen, für die das prämiengeförderte Sparen gelten soll, umriss die Wüstenrot-Chefin am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten so: "Das wird von Kursen am Wifi bis hin zur Universität reichen. Bei der Pflege geht es um die Überbrückung von kurzfristigem Finanzierungsbedarf etwa für die Wohnungsadaptierung, Kosten für Operationen oder die Finanzierung von Pflegepersonal." Die Details werde das Gesetz festschreiben. "Wenn jemand mit dem Geld einen Feng-Shui-Kurs machen will, wird das sicher nicht gehen", so die Bankerin.

"Beliebteste Sparform"

Die alte Frage, ob Bausparen noch zeitgemäß ist, beantwortete sie mit Zahlen: "Es gibt 5,2 Millionen Bausparer in Österreich, das ist die beliebteste Sparform. Die Finanzierungsleistung aller Kassen betrug im Vorjahr 2,4 Mrd. Euro; der Staat gibt für die Prämie 117 Mio. Euro aus." Angesichts dessen werde keine Regierung das System aushöhlen, "das ist kein Thema und das wird kein Thema, das garantiere ich Ihnen", so Riess-Passer. Zudem sei "Finanzminister Karl-Heinz Grasser selbst Bausparer, das weiß ich".

Riess-Passer erwartet übrigens keine "nachhaltigen Auswirkungen" durch die Tatsache, dass die Bausparprämie 2006 von 3,5 auf drei Prozent gekürzt wird. In früheren Zeiten sah man das weniger entspannt, fiel der Ex-Vizekanzlerin an dieser Stelle ein: "1987, als ich FPÖ-Mitarbeiterin war, hat die FPÖ den Verein der geschädigten Bausparer gegründet."

Geschäftsentgang durch Fremdwährungskredite

Heute wurmt Riess-Passer mehr der in Österreich so beliebte Fremdwährungskredit, durch den den Bausparkassen sehr viel Geschäft entgeht. Der neueste Trend, so Riess-Passer: Die Konsumenten finanzieren ihre Kredite halbe-halbe, mit Schweizer Franken und mit Bauspardarlehen. Die Bankerin erbost: "Jahrelang haben die Konsumentenschützer nicht gegen die riskanten Fremdwährungskrediten argumentiert. Als man damit begonnen hat, war es zu spät."

Bei Wüstenrot (Bilanzsumme 2004: 5,5 Mrd. Euro; EGT: 12,3 Mio. Euro) geht die Schere zwischen - hochverzinsten - Einlagen (4,5 Mrd. Euro) und Ausleihungen (2,8 Mrd. Euro) jedenfalls immer weiter auf. Bei allen Bausparkassen zusammen beträgt diese Differenz rund 4,3 Mrd. Euro. Wüstenrot selbst will die Schere heuer ein wenig schließen: Die Finanzierungsleistung soll von zuletzt 440 auf rund 500 Mio. Euro steigen, plant jedenfalls Riess-Passer. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.6.2005)