Mit Social Software bekommt das Netz ein Gesicht. Tools wie Weblogs, Wikis oder soziale Netzwerke bringen Menschen zusammen und machen Schluss mit der Anonymität im Netz, schreibt das Technologiemagazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

"Die neuen Web-Bewohner kommen nicht als Revolutionäre, sondern als Siedler"

Mit der zunehmenden Verbreitung von Internet-Zugängen hat sich das Web zur Massenveranstaltung gewandelt. Längst nutzen nicht nur Computerfreaks das Internet. "Die neuen Web-Bewohner kommen nicht als Revolutionäre, sondern als Siedler und bringen die Sitten aus der realen Welt mit", schreibt Technology Review. Mit Hilfe von Social Software veröffentlichen sie ihr Wissen, ihre Meinungen und Kommentare. Dabei setzen sie auf persönliche, vertrauensvolle Beziehungen statt auf wechselnde Cyber-Identitäten.

Die Gesellschaft umgekrempelt

Social Software wie cc-Mails, Gruppenkalender oder Instant Messaging gibt es schon seit Jahren. Alle diese Technologien haben zwar komfortablere Kommunikation gebracht, aber weder das Netz noch die Gesellschaft umgekrempelt. Doch jetzt hat das Netz ein tief greifender Kulturwandel erfasst.

Blogs

Großen Anteil daran haben Weblogs, kurz Blogs. Diese kleinen Online-Journale, meist in Form von Tagebüchern, boomen. Rund elf Millionen Weblogs hat der Weblog-Suchdienst Technorati zurzeit erfasst, Blogstats.de hat 60 000 deutschsprachige Blogs gezählt. Ein Ende ist nicht absehbar: Alle fünf Monate verdoppeln sich die Zahlen. Auch soziale Netzwerke boomen. Im Business-Netzwerk LinkedIn knüpfen User Geschäftsbeziehungen, beim Fotodienst Flickr veröffentlichen sie Bilder, in wieder anderen Diensten tauschen sie Bookmarks, Musikempfehlungen oder Web-Suchergebnisse aus. Allen Diensten gemeinsam ist eine persönliche Atmosphäre, eine neue Offenheit. Möglich wird dies durch das Zusammenspiel von einer Vielzahl von Verknüpfungs- und Kommentiermöglichkeiten. Auch die vielen Wiki-ähnliche Dienste setzen auf Social Software. Nach dem Prinzip "Viele wissen immer mehr als wenige" können User mit ihren Kenntnissen die Einträge in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia vervollständigen oder aktualisieren.

Alt

Der alte Cyberspace mit Webforen und Chatrooms, in denen Teilnehmer unter Pseudonym schon mal das erforderliche Maß an Umgangsformen vergessen, verliert immer mehr an Bedeutung. "Die breite Bevölkerung eignet sich das Web an und formt es nach ihren Vorstellungen aus ihrem realen Alltag", so Thomas Vašek, Chefredakteur von Technology Review. Durch Feedback-, Bewertungs- bzw. Empfehlungsmechanismen unterstützt Social Software die neuen Bedürfnisse nach vertrauensvollen, ehrlichen Kontakten. Man will wissen, mit wem man es zu tun hat und gibt seine Identität preis. "Nach dem Motto ‚Wir sind das Web' wird das neue Web ein Ort für echte Menschen sein, in dem Identität, Vertrauen und Zusammenarbeit herrschen", glaubt Thomas Vašek.(red)