In Zeiten, in denen unzählige Fernsehstationen rund um die Uhr Programm machen müssen, da verliert man schon einmal die Orientierung. Die Ideen werden knapp, die Gelder detto. Und wo es nichts mehr zu zeigen oder zu erzählen gibt, da sagt der Programmentwickler heute gerne: einmal schnell ins Archiv und durchzählen, bitte.

MTViva hat es vorgemacht. Und auf Kabel 1 wird zurzeit getreu diesem Motto die Filmgeschichte umfassend aufgearbeitet. Was dabei herauskommt und jeden Mittwochhauptabend sechzig Minuten füllt, heißt dann zum Beispiel "Die lustigsten Filme aller Zeiten", per Publikumsvoting ermittelt und gereiht von eins bis zwanzig. Der älteste Beitrag stammt aus dem Jahr 1967; "Das Leben des Brian" hat die meisten Stimmen und das Gros der Lachschlager wurde passenderweise in den letzten zwanzig Jahren produziert. Das "beste Drama aller Zeiten" ist folgerichtig Forrest Gump und der "romantischste Film aller Zeiten" heißt Pretty Woman.

Bei RTL interessiert man sich mehr für die harten Fakten, die das Leben produziert. Man zählt sicherheitshalber nur bis zehn und findet auch auf diesem Weg immer noch genügend Höchstleistungen: "Die zehn pikantesten Skandale", "Die zehn spektakulärsten Trennungen" oder heute, Freitag, auch "Die zehn begehrtesten Society-Kinder".

Apropos: Früher einmal, Kinder, da gab es im Fernsehen den schönen Brauch der Sendepause. Die schönsten Testbilder dieser Erde, unmoderiert und ohne Werbeunterbrechung - das hätte Klasse. (irr/DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2005)