Österreicher, männlich, konservativ, braves Aussehen und eine Vorliebe fürs Fechten: So könnten Selektionskriterien einer Eliteuni aussehen, befürchten Studierende der Politikwissenschaft an der Uni Wien.

derStandard.at/Simon Graf

Für wenige Stunden verwandelten die unter dem Namen "Protestplenum Politikwissenschaft" versammelten AktivistInnen deshalb das Neue Institutgebäude (NIG) in eine solche Kaderschmiede,

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Nur wer einen Fragebogen zur Zufriedenheit der gestrengen "PrüferInnen" der "Kommission zur Feststellung der Elitetauglichkeit" ausfüllen konnte, erhielt Zutritt,

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...genannt Europäisches LeistungsInstitut für Technologische Entwicklung und Naturwissenschaftliche Innovation, kurz "ELITEUNI".

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...der Rest musste mit der Massenuniversität vorlieb nehmen. "Das ist schon ein fieses Gefühl", meint der Publizistik-Student Lukas, dem der Zugang zur Eliteuni verwehrt worden war.

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Die Resonanz bei den Studierenden ist unterschiedlich: Manche spielen mit und unterziehen sich dem gestellten Test. Andere widerum reagieren verständnislos: "Das ist nicht Euer ernst?", fragt eine Studentin irritiert.

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"Wir wollen die Studierenden mobilisieren und dem Thema Eliteuni eine Öffentlichkeit verschaffen", erklärt Martin Bartenberger, der als Sprecher der OrganisatorInnen fungiert. Viele Studierende wüssten nicht, dass die Eliteuni bereits beschlossene Sache ist und was dies für sie bedeute. "Wir wollen die studentische Sicht in die Debatte einbringen, die derzeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft dominiert wird", fügt er hinzu.

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"Sie müssen da drüben rein", weist ein "Sicherheitsbeamter" einer Studentin den Weg. "Hier ist der Eingang zur Massenuni."

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"Es ist ärgerlich, wenn man hört, dass Geld in eine solche Institution gesteckt wird und es große Unis gibt, denen das Geld fehlt", kritisiert Gudrun, Studentin der Publizistik.

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"Feministisch? Das ist schlecht", bedauert die Prüferin. Ein anderer Kandidat ist ihr sympatischer: "Konservativ? Das ist schon besser!"

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Die Kritik der Studierenden richtet sich in erster Linie gegen unfaire Selektionsmechanismen. "Die Selektion wird durch hohe Studiengebühren erfolgen, kaum Chancen werden auch Kinder aus bildungsfernen Schichten haben", befürchtet Bartenberger. "Zudem führt eine Eliteuni zur Reproduktion der bestehenden Herrschaftsverhältnisse."

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"Sicherheitsbeamte" sorgen dafür, dass sich niemand widerrechtlich Zutritt verschafft. Ihr Auftrag: "Verdächtige müssen identifiziert und rausgeschmissen werden."

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"Ich hab Studiengebühren bezahlt", protestiert ein Student und zeigt seinen Ausweis. "Hier: Gültiges Pickerl, alles da."

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Pech gehabt: Wer keinen bewilligten Aufnahmeantrag für die Eliteuni aufweisen kann, wird schonungslos von der Uni verwiesen.

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"Wir machen nur unseren Job", rechtfertigt sich einer der "Sicherheitsbeamten".

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Bartenberger ist zufrieden mit dem Verlauf der Aktion: "Nachdem das ein Erfolg war, machen wir vielleicht wieder etwas. Aber wahrscheinlich erst im Wintersemester", meint er. Allerdings müsste die Gruppe das erst auf dem nächsten Plenum besprechen. Denn dass Zeilingers Eliteuni sich derzeit nur auf Naturwissenschaften beschränkt, das beruhigt Bartenberger nicht: "Früher oder später ist auch die Politikwissenschaft betroffen. Zeilinger selbst hat ja schon angekündigt, dass er die Fächer ausweiten will."

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Protestplenum Politikwissenschaft

Text: Sonja Fercher
Fotos: Simon Graf

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