Muster wird deshalb "am Pool liegen und Wein trinken." Die Erinnerungen an diesen historischen Sporterfolg sind aber nicht verblasst: "Die Dimension ist mir durchaus bewusst. Aber das Leben geht weiter und ich bin keiner, der in der Vergangenheit lebt. Und wenn schon nicht in der Gegenwart, dann eher in der Zukunft", so Muster.
"Es ist alles ziemlich weit weg"
Zehn Jahre später sehe man halt vieles anders. "Es gibt Menschen, die haben Paris mehrmals gewonnen, es ist alles ziemlich weit weg und heute wird ein ganz anderes Tennis gespielt", gibt sich Muster abgeklärt. Andererseits: "Die Verbundenheit und Anerkennung der Menschen ist durchaus da. Mir wurde etwa erst viel später bewusst, wie viele Leute sich das Finale wirklich angeschaut haben."
Das Datum des Paris-Sieges ist in Musters sportlichen Erinnerungen natürlich ebenso eingebrannt wie die 44 Turniersiege, der Tag, an dem er Nummer eins der Welt wurde (12. Februar 1996) und natürlich der Tag des Unfalls in Key Biscayne (1. April 1989). Seine herausragenden Siegesserien speziell auf Sand hingegen weniger bis gar nicht. Muster: "Serien passieren. Und sie sind da, um wie Rekorde eingestellt und gebrochen zu werden."
Das "Wahnsinnsjahr"
Dabei rücken gerade diese Serien die wahre Dimension der Leistungen von Muster ins rechte Licht. 44 Turniersiege sind auch heute noch eine Top-Marke und einige der Bestleistungen, die Muster speziell im "Wahnsinnsjahr" 1995 aufstellte, haben auch heute noch Gültigkeit.
In diesem Jahr legte der Steirer eine Serie von 40 Siegen auf Sand in Folge hin, insgesamt kam er auf 35 Siege en suite. Zwölf Turniersiege, davon elf auf Sand bedeuteten eine Jahresbilanz von 86 Siegen (nur 16 Saisonniederlagen), auf Sand hieß die beeindruckende Saisonbilanz 65:2. Und erst im Endspiel von Kitzbühel ging damals eine 1990 begonnene, unglaubliche Serie mit 24 Finalsiegen auf Sand in Folge, zu Ende.
Die Nummer eins der Welt
Im Februar 1996 war Muster deshalb auch Nummer eins der Welt (für insgesamt sechs Wochen), im Mai 1999 spielte er in Paris sein letztes Match auf der Tour und verabschiedete sich, ohne jemals seinen Rücktritt erklärt zu haben. Nach missglückter Ehe in Australien ist Muster seit zwei Jahren auf der Champions-Tour wieder aktiv und lebt wieder in Österreich, seit dem Vorjahr ist er auch Österreichs Daviscup-Kapitän.
Und seit längerem ein erfolgreicher Geschäftsmann in vielerlei Sparten. Muster ist selbst Winzer (Weingut Hochkittenberg), Hotelier (Trofaiach), Designer (TOMS) und Mentor des steirischen Tennis-Nachwuchsprojektes Muster-Land-Steiermark.(APA)
Alle Titel:
1986
Hilversum
1988
Bari, Bordeaux, Boston, Prague
1990
Adelaide, Casablanca, Rome
1991
Florence, Geneva
1992
Florence, Monte Carlo, Umag
1993
Florence, Genova, Kitzbuhel, Mexico City, Palermo, San Marino, Umag
1994
Madrid, Mexico City, St. Poelten
1995
Barcelona, Bucharest, Essen, Estoril, Mexico City, Monte Carlo, Roland Garros, Rome, San Marino, St. Poelten, Stuttgart Outdoor, Umag
1996
Barcelona, Bogota, Estoril, Mexico City, Monte Carlo, Rome, Stuttgart Outdoor
1997
Dubai, Key Biscayne
+ ein Titel im Doppel: 1988 Bari/mit Claudio Panatta/ITA
Der Weg zum Titel in Roland Garros:
1. Runde:
Solves, Gerard (FRA/191)
3-6 6-4 6-2 6-1
2. Runde:
Pioline, Cedric (FRA/58)
6-1 6-3 6-3
3. Runde:
Costa, Carlos (ESP/69)
6-3 7-5 6-2
Achtelfinale:
Medvedev, Andrei (UKR/18)
6-3 6-3 6-0
Viertelfinale:
Costa, Albert (ESP/36)
6-2 3-6 6-7(6) 7-5 6-2
Halbfinale:
Kafelnikov, Yevgeny (RUS/9)
6-4 6-0 6-4
Finale:
Chang, Michael (USA/6)
7-5 6-2 6-4
Meilensteine: