Wien - Dass früher alles besser war, wird zwar gerne behauptet, stimmt aber für die Luftqualität nicht. Zu diesem Schluss kommt zumindest Ernst Pucher von der Technischen Universität Wien, der am Dienstag seine Studie "Unsere Luft 1980 bis 2015" präsentierte. Die im Auftrag der ÖAMTC-Akademie verfasste Untersuchung sieht aber durchaus Verbesserungsmöglichkeiten.

"Wir haben heute absolut keine schlechtere Luft als vor 15 Jahren", ist Pucher überzeugt. Sogar in Sachen Feinstaubbelastung sei seit 1990 ein rückläufiger Trend erkennbar. "Die Anteile des lungengängigen PM2,5-Feinstaubs sind seither deutlich zurückgegangen." Die Warnungen vom Umweltschützern bezüglich der Grenzwertüberschreitungen bei PM10-Feinstaub hält Pucher für "überzogen". Es bestehe zwar Handlungsbedarf, aber kein Grund zur Panikmache.

Stark zurückgegangen sind im Beobachtungszeitraum dank Katalysator und entschwefelten Treibstoffen die Schwefeldioxid-Emissionen. "Den sauren Regen, der vor Jahren ein zentrales Problem war, gibt es praktisch nicht mehr."

Steigende Kohlendioxid-Emissionen

Mehr Sorgen bereiten dagegen die tendenziell steigenden Kohlendioxid-Emissionen. Von der im Kioto-Ziel vorgesehenen Reduktion bis 2012 sei Österreich "weit entfernt", ein erreichen des Ziels ist für Pucher "unwahrscheinlich". Die Gründe: der stark gestiegene Energieverbrauch in den Bereichen Verkehr, Strom und Wärme und das Bevölkerungswachstum in Österreich. "Immerhin sind wir seit 1990 von einem Sieben-Millionen-Volk zu einem Acht-Millionen-Volk geworden."

Christine Zach, Geschäftsführerin der ÖAMTC-Akademie, verwehrte sich, nur den Verkehr für Feinstaub- und Kohlendioxid-Belastungen verantwortlich zu machen. "Alle Verursacher sind gefordert, das geht auch den Kleinverbraucher und die Industrie etwas an." Laut der Studie kommen 2005 rund 19 der CO-Emissionen aus dem Verkehr, 23 Prozent vom Kleinverbraucher und 30 Prozent von der Industrie. (APA, moe; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.06.2005)