Berlin/München - Der deutsche Außenminister Joschka
Fischer (Grüne) hat die SPD vor Überlegungen gewarnt, nach der
geplanten Neuwahl eine große Koalition anzustreben. "Wenn die SPD den
Kanzler stellen will, wird das nur mit uns gehen", sagte er der
"Süddeutschen Zeitung" (Montag).
Fischer widersprach Spekulationen, die grünen Bundesminister
könnten sich vorzeitig aus dem Kabinett zurückziehen. "Mir ist kein
Grund bekannt, weshalb wir einen so folgenschweren und weit
reichenden Schritt machen sollten", sagte er. Sein Verhältnis zu
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nannte er "unverändert gut".
Übereinstimmung
Wenn die SPD meine, "sie könne auch in einer großen Koalition den
Kanzler stellen, bitte sehr, dann müssen die, die das wollen, es
ihren Wählern sagen. Dann werden wir ja sehen", sagte er. Die
rot-grüne Koalition sei eine "zugegeben nicht immer einfache, aber
sehr intensive Beziehung mit einem hohen Maß an Übereinstimmung in
vielen wichtigen Fragen". Viele, die jetzt über diese Koalition
herzögen, "würden sich danach zurücksehnen, wenn es erst einmal
Schwarz-Gelb gäbe", sagte Fischer.
Vorwürfe aus der SPD wie jene des rheinland-pfälzischen
Ministerpräsidenten Kurt Beck, die Grünen seien Verhinderer,
bezeichnete Fischer als "lächerlich". Über Sigmar Gabriel, den
Vorsitzenden der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion, der die
Grünen für die Verluste von Arbeitsplätzen mitverantwortlich gemacht
hatte, sagte Fischer: "Hier spricht ein großer Stratege, der noch nie
eine Wahl gewonnen hat." Trotz seines Bekenntnisses zur bisherigen
Arbeit der Koalition kündigte Fischer einen eigenständigen Wahlkampf
der Grünen an. "Wahlkampf hat seine eigenen Gesetze. Und eines davon
ist, dass jede Partei um das bestmögliche Ergebnis kämpft". (APA/dpa)