Bregenz - 16 türkische Migrantinnen und Migranten, die Blasmusik Fluh und das Aktionstheater Ensemble spielen im "Freudenhaus" am See Theater und zugleich österreichische Wirklichkeit: Österreich ist der Nabel der Welt, und wer dabei sein will, muss sich zuerst bewähren und dann anpassen. Martin Gruber (Idee und Regie) und Andreas Staudinger (Text) haben mit "Schlachtfest" einen bitterbösen Beitrag zu 60-Jahr-Feiern und zur Diskussion über den EU-Beitritt der Türkei geschaffen.

Auf der Bühne überlappen sich die Ebenen: Türkische Kellnerinnen und Kellner müssen sich, angeleitet von einem chauvinistischem Moderator, bei einem fragwürdigen Wettbewerb für eine österreichische Gastronomie-Nationalmannschaft qualifizieren. Ein türkisch-österreichisches Wirtsehepaar streitet über Assimilierung und Identität. Ein Gourmet outet sich als Rassist, das Hausschwein wird zum "Fundament abendländischer Kultur", die "Demarkationslinie verläuft quer durch die Mägen". Und die Musi spielt dazu.

Während es auf der Bühne - im besten Fall - beim Nebeneinander der Kulturen bleibt, wurde die Realisierung des Projekts zur Begegnung. Da staunte der Blasmusiker Wolfgang Pfeiffer über "die Offenheit, mit der uns die türkischen Mitspieler begegnet sind", Schauspieler Carl Achleitner freute sich "über eine unglaubliche neue Erfahrung", Yener Polat war stolz auf den ersten Auftritt seiner Laiengruppe Motif, und Martin Gruber fühlte sich bestätigt: "Im Stück wurde sichtbar, wie man nebeneinander her lebt. Bei der Arbeit war fühlbar, wie Wärme zwischen den Menschen entsteht." (jub/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.5.2005)