Die Zahlen sprechen für sich, gegen die Münchner Hypo-Vereinsbank (HVB) und für eine Übernahme derselben durch eine europäische Bank; ob die nun UniCredito heißen mag oder anders. Die zweitgrößte Bank Deutschlands hat in den vergangenen Jahren fast 11.000 Jobs gestrichen. Seit 2002 fast sechs Milliarden Euro in den Sand gesetzt. Im Vorjahr einen Verlust von 2,3 Milliarden Euro und Wertberichtigungen von 2,5 Milliarden Euro bekannt gegeben. Heuer soll Schluss sein mit dem Blutbad: Die HVB soll jetzt besenrein sein, das zuletzt kaum vorhandene Deutschland-Geschäft wieder anspringen.

Eine unerquickliche Lage mit Hoffnungsschimmer - genau deshalb hat HVB-Chef Dieter Rampl ("Der UniCredito ist eine von mehreren italienischen Banken, die für uns attraktive Partner sein könnten") die marode Münchner Braut gerade jetzt in die Auslage bugsiert. Er glaubt an eine europäische Konsolidierung des Bankenmarkts; und das wohl nicht zu Unrecht. Denn allein werden die deutschen Banken nicht überleben; sie müssen dringend größere Einheiten bilden. Innerdeutsche Fusionen zögen aber massiven Jobabbau nach sich, und das ist eine Vorstellung, die weder Banker noch Politiker wirklich erbaut.

Viel mehr spricht für grenzüberschreitende Hochzeiten. Italiener und Deutsche gemeinsam könnten den starken "Finanzmuskel" bilden, der die HVB immer werden wollte. Die Italiener bekämen zum florierenden Norditalien-Markt den langsam genesenden deutschen Markt dazu und würden, dank der HVB-Tochter BA-CA, im Nu zur absoluten Nummer eins im Wachstumsmarkt Osteuropa. Leisten können sich die Italiener die HVB locker. Derzeit. Denn ist einmal der erste Dominostein gefallen, werden die nächsten Fusionen bald folgen. Und dann ist es mit der Zeit der Schnäppchen auch schon wieder vorbei. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.5.2005)