Klagenfurt - Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider holt sich einen neuen Bürochef. Es handelt sich um Gerhard Herbst, den Ex-Direktor der Raiffeisen Bezirksbank St. Veit/Glan. Er tritt die Nachfolge von Christa Jessenitschnig an, die weiterhin im Haider-Büro verbleibt.

Gerhard Herbst wird ab 1. Juni damit auch für die Finanz- und Wirtschaftsagenden des Landes zuständig sein. Damit übernimmt der bei Raiffeisen in Ungnade gefallene Ex-Banker nun das Management der wichtigsten Schlüsselpositionen Kärntens. Haider hatte die beiden Referate nach dem Abgang seines früheren Ersten LH-Stellvertreters Karl Pfeifenberger selbst in die Hand genommen.

Zuvor war Pfeifenberger Büroleiter Friedrich Morri dafür zuständig gewesen. Auch er steht, wie sein früherer Chef, aufgrund einer anonymen Anzeige im Mittelpunkt von Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft. Deshalb dürfte auch er aus der politischen Schusslinie gezogen werden. Der enge Pfeifenberger-Freund und frühere Mitarbeiter der Hypo-Alpe-Adria Bank soll jetzt in die Kärntner Sanierungsgesellschaft (KSG) abgeschoben werden.

Aber auch Gerhard Herbst gilt als umstritten. Er musste im Zusammenhang mit dem Brandfall Tiroler Loden 2004 seinen Direktorensessel bei der RBB St. Veit/Glan räumen. Herbst hatte seinem Freund, dem Tiroler Loden-Chef Andreas Gehbauer Kredite in der Höhe von elf Mio. Euro bewilligt, die doppelt so hoch waren, wie die Kreditobergrenze der kleinen Bezirksbank. Als die Bank wegen der fehlenden Kreditrückflüsse in schwere Turbulenzen geriet, musste der Raika-Hilfsfonds einspringen. Haider hatte sich für Gehbauer stark gemacht, als gegen diesen wegen Brandstiftung und Versicherungsbetrug ermittelt wurde. Mittlerweile sind alle Verfahren gegen Gehbauer eingestellt. Und noch einen guten Bekannten Jörg Haiders hat Herbst mit Krediten am Leben gehalten: den Energy Drink Erzeuger Power Horse International von Alfred Inzinger. Im LH-Büro freut man sich auf den Neuzugang. "Wir vertrauen ihm voll und ganz", sagt Haider-Sprecher Stefan Petzner. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. Mai 2005)