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Der Angeklagte bei seiner Anhörung

Grafik: APA/EPA/Quenzle
Belfast - Sieben Jahre nach dem verheerenden Anschlag im nordirischen Omagh ist erstmals ein Verdächtiger wegen Mordes angeklagt worden. Ein Gericht in Craigavon bei Belfast verlas am Donnerstag die Anklage gegen den 35-jährigen Sean Gerard Hoey wegen 29-fachen Mordes sowie 32 weiterer Straftaten im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag.

Hoey saß zuvor bereits wegen Sprengstoffbesitzes und Mitgliedschaft in der "Wahren IRA" im Gefängnis, einer Splittergruppe der katholischen Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA). Die "Wahre IRA" hatte die Verantwortung für den Autobombenanschlag übernommen, bei dem am 15. August 1998 in der nordirischen Kleinstadt Omagh 29 Menschen getötet und 220 verletzt worden waren.

Anwalt will Prozess verhindern

Hoeys Anwalt kündigte an, er werde alles tun, um einen Prozess zu verhindern. Es gebe keinerlei neue Anhaltspunkte, die eine Schuld seines Mandanten belegten. Die Justiz will bis Ende des Jahres einen Termin für den Mordprozess gegen den 35-Jährigen festlegen.

Die Hinterbliebenen des Omagh-Anschlags warten seit Jahren auf Genugtuung. Nur ein einziger Verdächtiger wurde bislang im Zusammenhang mit dem Attentat schuldig gesprochen. Colm Murphy wurde 2002 wegen Verschwörung zum Bombenanschlag zu 14 Jahren verurteilt. Im Januar wurde das Urteil jedoch aufgehoben, Murphy kam bis zur Neuauflage seines Prozesses auf freien Fuß.

Das Attentat von Omagh war der schlimmste Anschlag in den drei Jahrzehnten des Nordirland-Konflikts und hatte international Entsetzen ausgelöst. Die "Wahre IRA" lehnt den Friedensprozess für Nordirland ab. Sie hatte sich von der IRA abgespalten, die seit 1997 offiziell einen Waffenstillstand einhält und den Friedensprozess unterstützt. (APA)