Protagonistin Ebru ist am 6. Juni in Wien.
Foto: identities
In einer patriarchalen Gesellschaft wie der Türkei ist es "sehr schwierig, eine Frau zu sein", so Protagonistin Ebru. Als Lesbe aber ist es noch schwieriger, weil sie nicht nur Frau ist, "sondern eine Frau, die gegen den Strom schwimmt". So müssen sich lesbische Frauen doppelt einschränken - oder werden als pervers abgestempelt und setzen sich potentieller Diskriminierung und Gewalt aus.

Was vor wenigen Jahren undenkbar gewesen ist, ist dank des Muts der ProtagonistInnen vor dem Hintergrund eines langsamen Umdenkens in ihrem Land für die Dokumentation "Halbes Leben - Yarim Hayatlar" möglich geworden: drei Schwule, eine Lesbe und eine Transsexuelle sprechen vor der Kamera über ihren Alltag in der Türkei.

Diskriminierung

Homosexuelle und Transgender Personen werden in der Türkei als pervers abgestempelt, von ihren eigenen Familien unterdrückt und sind Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Wenn sie aber unsichtbar bleiben, werden sie geduldet - so ist auch ein Großteil der schwulen Türken verheiratet, wie einer der Protagonisten im Film betont.

Je mehr Lesben, Schwule und Transgender Personen aber von der gesellschaftlich anerkannten Geschlechterrolle abweichen, desto schwieriger wird ihr Leben. Die Angst vor Repressalien wirkt selbstzensurierend, ein Teil der eigenen Identität wird versteckt. Manche kämpfen jedoch für Toleranz - so zum Beispiel die Transsexuelle Demet, die mehrmals von der Polizei gefoltert wurde und ihr Geld als Prostituierte verdienen muss, da sie in mehreren Berufen von ihren intoleranten KollegInnen nicht akzeptiert wurde.

Die deutsche Dokumentation "Halbes Leben - Yarim Hayatlar" (2005, Original türkisch/deutsch mit deutschen Untertiteln) erzählt vom beklemmenden lesbischwulen Alltag in einer patriarchalen Gesellschaft und mutigen Menschen, die als VorreiterInnen um Anerkennung für sich und ihre homosexuellen und transgender Mitmenschen kämpfen. Die sehr interessante Produktion feiert bei identities Weltpremiere - Ebru und die RegisseurInnen Claudia Laszczak und Kay Wishöth werden anwesend sein. (dy)