Wien - Für die SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek steht die hiesige Frauenpolitik am Abgrund und nicht am Gipfel. Statt wieder einen Gipfel abzuhalten, wie der von Frauenministerin Maria-Rauch-Kallat (V) angekündigte Frauenarbeitsgipfel, seien Maßnahmen angesagt - nicht als Folge der aktuellen Analyse des Weltwirtschaftsforum (WEF) über die Chancengleichheit, wo Österreich lediglich den 28. Platz unter 58 Staaten ergattert hatte. Neben anderen Forderungen wie 100 Millionen Euro für eine Frauenarbeitsstiftung beim AMS, sei auch eine Positiv-Kampagne für Väter angesagt, verlangte die SPÖ-Politikerin bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

"Wann werden Sie Vater?"

Heinisch-Hosek gibt zu bedenken, dass kein Dienstgeber einen arbeitssuchenden Mann beim Vorstellungsgespräch fragen würde: "Wann werden Sie Vater?". Frauen würden hingegen nach wie vor danach gefragt, obwohl dies diskriminierend und deshalb verboten sei. Geld für eine bewusstseinsbildende Kampagne müsste genug da sein, ist die Abgeordnete überzeugt. Klar ist für die SPÖ-Frauensprecherin: "Wir brauchen keine Gipfel mehr. Wir brauchen Maßnahmen."

Frauenarbeitsstiftungen

Und zwar: 100 Millionen Euro für Frauenarbeitsstiftungen - nicht nur für Wiedereinsteigerinnen nach der Babypause, sondern auch für ältere Arbeitnehmerinnen, die arbeitslos geworden sind. Zudem sieht die Frauensprecherin eine verpflichtende Beratung über Fragen des späteren Erwerbsleben für Kindergeldbezieherinnen als notwendig an. Außerdem müssten noch mehr Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder zur Verfügung gestellt werden.

Kritik an Rauch-Kallat

"Ich finde es unglaublich arrogant, solche Daten (Anm. der WEF-Analyse) in Frage zu stellen", kritisierte Heinisch-Hosek die Reaktion von Rauch-Kallat auf das Länderranking des Weltwirtschaftsforum. Wie dieStandard.at berichtete, hatte die Ministerin die Seriosität der Analyse angezweifelt, weil teilweise veraltertes Datenmaterial verwendet worden sei bzw. Daten auf Grund von Befragungen von ExpertInnen zu Stande gekommen seien.

Heinisch-Hosek hat jedenfalls den Eindruck, dass je mehr Frauen in der Bundesregierung seien, desto weniger werde in Österreich Frauenpolitik gemacht. Die SPÖ-Politikerin stützt sich mit dieser Einschätzung nicht nur auf die WEF-Analyse, sondern auch auf ein EU-finanziertes Projekt, das die Familienpolitik von 1995 - 2003 anhand von politischen Dokumenten der Parteien untersucht hat. Dabei wurde festgestellt, dass sich das Thema Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau vor allem bei den Papieren der SPÖ und bei den Grünen finden würde, seit 2000 habe es wieder eine sehr starke Rückbesinnung auf traditionelle Geschlechterrollen gegeben - siehe Re-Traditionalisierung von Geschlechterrollen . (APA)