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Foto: APA/HAIDER
Nach zwei Jahren Plan- und Bauzeit wurde ein in Europa einzigartiges Projekt weltliche Wirklichkeit: Auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde am Montag Abend der buddhistische Friedhof eröffnet und eingeweiht. Die Grabestätte sorgte bereits im Vorfeld weltweit für Aufsehen. "Selbst in Buthan wurde darüber berichtet", so Johannes Kronika, Generalsekretär der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft (ÖBR)

Herzstück der Anlage nahe des zweiten Tores bei der Dr. Karl Lueger Kirche ist ein traditioneller buddhistischer Sakralbau - eine so genannte Stupa -, in die am Montag von Mönchen Lehrreden aller in Österreich vertretenen buddhistischen Schulen eingemauert wurden. Als Architekt war Christof Riccabona für das Projekt verantwortlich, der am Zentralfriedhof bereits den "Park der Ruhe und Kraft" gestaltet hat.

Sternförmige Gräberreihen

Die Gräberreihen sind in acht Segmenten sternförmig um den Stupa angeordnet. "Die acht Segmente steht für den edlen achtfachen Pfad des Buddhismus", meinte der Generalsekretär. Der aus modernen Materialien gestaltete Sakralbau sei auch als Zeichen für diese Weltreligion im 21. Jahrhundert zu sehen: In seinen Inhalten traditionell, aber in seiner Erscheinungsform seiner Zeit angepasst, betonte Riccabona.

Buddhistische Friedhöfe sind außerhalb der asiatischen Kernländer kaum vorhanden. Dies liege vor allem daran, erklärte Kronika, dass die Friedhofskultur vor allem in westlichen Ländern gepflogen wurde und wird. Dennoch sei das Bedürfnis nach einer eigenen Begräbnisstädte groß gewesen. "Viele meinen, wenn ich als Buddhist lebe, dann will ich auch als solcher begraben werden", so der Generalsekretär.

Platz zum Meditieren

Der eigene Bereich am Zentralfriedhof soll es den Mitgliedern der Religion erlauben, ungestört ihre eigenen Bestattungszeremonien abzuhalten. "Der Friedhof soll aber auch ein Platz zum Meditieren sein", meinte Kronika. Auch Schulungen und Zusammenkünfte sind geplant.

"Extrawürste" bei der Bestattung gibt es für die Buddhisten aber nicht. Ebenso wie für alle anderen Österreicher können sie zwischen einer Einäscherung und einer Beerdigung wählen. "Rituale wie etwa in Tibet, wo Leichname auch an Geier verfüttert wurden, um die Vergänglichkeit aller Phänomene zu unterstreichen, sind nicht geplant", schmunzelte der Generalsekretär.

Wer auf dem buddhistischen Friedhof bestattet werden kann, entscheidet alleine die ÖBR. "In den kommenden zehn Jahren haben wir einen Bedarf von 50 bis 100 Gräber angemeldet", so Kronika. (APA)