Am Stadtrand von Moskau, in Tscherjomuschki, wurden in den 50er-Jahren riesige Plattenbauten hochgezogen. Klar, dass die Verteilung der ersehnten Neubauwohnungen nicht ohne Beziehungen und Schmiergeld ablief. Vor zwanzig Jahren im Ostblock noch als Schmonzette abgetan, feiert die musikalische Komödie Moskau, Moskau von Dmitri Schostakowitsch nun eine nostalgische Renaissance. 1958 als Auftragswerk für das Moskauer Operettentheater entstanden, erreicht das jetzt für die Bühne der Wiener Kammeroper zugeschnittene Werk hohe Orchesterraffinesse und - dank der Regie von Nicola Raab - einen champagnersprudelnden Spielwitz.

Schostakowitsch, einmal der zutiefst depressiver Trauerarbeiter der russischen Musik, zum andern der schrägste Clown, den das Sowjetsystem gerade noch zuließ, wusste eben, wie in diesem Fast-Musical erstklassige Gassenhauer zu schreiben sind. Hin und wieder blitzen Anklänge an Werke von Johann Strauß junior, Offenbach und Sir Arthur Sullivan auf.

Unter der musikalischen Leitung von Daniel Hoyem-Cavazza interpretiert das Orchester der Wiener Kammeroper Unterhaltungsmusik auf hohem Niveau. Martijn Sanders, Alice Rath, Daniella Fally und Judith Halász wissen eben, wie ein Walzer, aber auch damalige Modetrends wie Foxtrott und Tango klingen müssen. Es lohnt sich! (henn/DER STANDARD, Printausgabe, 24.05.2005)