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Foto: AP /Antonio Calanni
Vor einigen Tagen war ich krank wie unsere Gesellschaft. Ich kaufte bewusst eine kaputte Jean und zahlte dafür etwa doppelt so viel wie für eine unbeschädigte.

Für den Fall, dass ich den lädierten Zustand übersehen könnte, machte mich die Verkäuferin gleich darauf aufmerksam. Sie zeigte mir die eingerissenen Taschen, die ausgebeulten Knie und den abgewetzten Hosenhintern.

Sie sagte dazu stolz: "Das ist das neueste Modell." Der irre Preis dafür ergibt sich einerseits aus der Marke (die man sich aber kostengünstiger auch aufs Hirn picken könnte), andererseits aus dem Umstand, dass die Hose zuerst neu gemacht wurde, ehe man weitere Arbeitskraft aufwendete, um sie organisiert zu verunstalten. Die Hose soll nämlich alt und abgetragen aussehen. Sagen Sie jetzt nicht, das könnte man billiger haben, indem man seine Jeans auf natürliche Weise altern lässt. Irrtum: Alte Jeans sind nach zwei Saisonen unmodern, oder junge Verkäufer nennen sie "klassisch", bevor sie sich übergeben.

Wir müssen eh alle paar Monate eine neue Hose kaufen, um "dabei" zu sein. Da ist es dann praktisch egal, ob sie beim Kauf schon kaputt und deshalb doppelt so teuer ist. (Danke fürs Zuhören, jetzt hab ich sie mir endlich schöngeredet.) (DER STANDARD, Printausgabe vom 23.5.2005)