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Nach Veröffentlichungen von Details über die Misshandlung von moslemischen Gefangenen in einem US-Gefängnis trifft Laura Bush im Nahen Osten auf ein angespanntes Klima.

Foto: AP/PIER PAOLO CITO
Jerusalem - Am zweiten Tag ihres von heftigen Protesten begleiteten Israel-Besuchs hat die US-Präsidentengattin Laura Bush am Montag die arabische Ortschaft Abu Gosh bei Jerusalem besucht. Vor einer örtlichen Kreuzritter-Kirche sagte Bush, Abu Gosh sei ein Beweis für die Fähigkeit von Menschen verschiedener Konfessionen, friedlich zusammenzuleben. "Tausende von Jahren war dies ein heiliger Ort für Christen. In dieser arabischen Stadt wohnen Christen, Araber und Juden gemeinsam."

Zu wütenden Protesten von Muslimen gegen ihren Besuch auf dem Tempelberg am Vortag sagte Bush, sie sei davon nicht überrascht. "Ich weiß, wie heftig die Emotionen in dieser Region sein können." Hintergrund dieser starken Gefühle seien tiefe religiöse Überzeugungen. "Ich hoffe, dass wir all dies beiseite schieben und in Frieden zusammenleben können", sagte die First Lady.

Laura Bush hatte am Sonntag in Jerusalems Altstadt die von Juden heute als wichtigstes Heiligtum angesehene Klagemauer besucht. Jüdische Demonstranten forderten dort in Sprechchören die Freilassung von Jonathan Pollard, der in den USA wegen Spionage für Israel eine lebenslange Haftstrafe verbüßt.

Danach besichtigte sie den Tempelberg, den Muslime als Haram al Sharif (Edles Heiligtum) verehren. Palästinensische Gläubige empfingen sie dort mit wütenden Buh-Rufen. Dutzende von US- Sicherheitsleuten und israelischen Polizisten mussten die amerikanische Delegation vor den Demonstranten schützen. Angesichts der Proteste besuchte die First Lady nur den Felsendom und nicht die Al-Aksa-Moschee.

Hamas: "Versuch, Gesicht Amerikas reinzuwaschen"

"Wir lehnen im Prinzip keinen Besucher der Al-Aksa-Moschee ab", erklärte die radikalislamische Hamas in einer Stellungnahme. "Aber in dem Besuch von Frau Bush sehen wir einen Versuch, das Gesicht Amerikas reinzuwaschen, nachdem amerikanische Vernehmungsbeamte den Koran geschändet haben."

Die Hamas bezog sich damit auf einen inzwischen zurückgezogenen Bericht des US-Magazins "Newsweek", wonach Soldaten in Guantanamo einen Koran die Toilette hinuntergespült haben sollen.

Als nächstes wollte die amerikanische First Lady Jericho besuchen und dort mit acht palästinensischen Politikerinnen sprechen. In Jerusalem stand ein Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Programm, wo an die sechs Millionen jüdischen Opfer der NS-Zeit erinnert wird. Am Montag wollte sie noch in die Stadt Abu Gosh nahe Jerusalem reisen und dann nach Ägypten fliegen. (Reuters/APA)