Zu wütenden Protesten von Muslimen gegen ihren Besuch auf dem Tempelberg am Vortag sagte Bush, sie sei davon nicht überrascht. "Ich weiß, wie heftig die Emotionen in dieser Region sein können." Hintergrund dieser starken Gefühle seien tiefe religiöse Überzeugungen. "Ich hoffe, dass wir all dies beiseite schieben und in Frieden zusammenleben können", sagte die First Lady.
Laura Bush hatte am Sonntag in Jerusalems Altstadt die von Juden heute als wichtigstes Heiligtum angesehene Klagemauer besucht. Jüdische Demonstranten forderten dort in Sprechchören die Freilassung von Jonathan Pollard, der in den USA wegen Spionage für Israel eine lebenslange Haftstrafe verbüßt.
Danach besichtigte sie den Tempelberg, den Muslime als Haram al Sharif (Edles Heiligtum) verehren. Palästinensische Gläubige empfingen sie dort mit wütenden Buh-Rufen. Dutzende von US- Sicherheitsleuten und israelischen Polizisten mussten die amerikanische Delegation vor den Demonstranten schützen. Angesichts der Proteste besuchte die First Lady nur den Felsendom und nicht die Al-Aksa-Moschee.
Hamas: "Versuch, Gesicht Amerikas reinzuwaschen"
"Wir lehnen im Prinzip keinen Besucher der Al-Aksa-Moschee ab", erklärte die radikalislamische Hamas in einer Stellungnahme. "Aber in dem Besuch von Frau Bush sehen wir einen Versuch, das Gesicht Amerikas reinzuwaschen, nachdem amerikanische Vernehmungsbeamte den Koran geschändet haben."
Die Hamas bezog sich damit auf einen inzwischen zurückgezogenen Bericht des US-Magazins "Newsweek", wonach Soldaten in Guantanamo einen Koran die Toilette hinuntergespült haben sollen.