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Die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne aus Belgien galten als Geheimtipp. Ihr Streifen "L'enfant" (Das Kind) wird als realistische, bewegende Studie des Lebens am Rande der Gesellschaft gelobt.

Foto: Reuters/Kessler

Cannes - Sie treten nicht so cool auf wie Jim Jarmusch, nicht so neurotisch wie Lars von Trier, nicht so künstlerisch wie Wim Wenders: Die belgischen Brüder Dardenne wirken stets freundlich und bescheiden. Dabei sind die grau-melierten Brüder aus Belgien neben Emir Kusturica die einzigen Regisseure, die seit 1975 gleich zwei Mal eine Goldene Palme gewonnen haben.

Bevorzugter Drehort: Belgische Industriestadt Seraing

Jean-Pierre (54) und Luc Dardenne (51) haben als Dokumentarfilmer begonnen und ihren dokumentarischen Stil bisher immer beibehalten. Bevorzugter Drehort ist die schäbig wirkende belgische Industriestadt Seraing. Ihre packenden Filme wie "Rosetta" (Goldene Palme 1999) oder das neue Werk "L'enfant" (Das Kind) ziehen das Publikum tief in das Leben der Menschen, die am Rand der Gesellschaft um Glück oder Anerkennung kämpfen. Die Dardennes vermeiden bei aller Sympathie für ihre Figuren jedes wohlmeinende Pathos und gelten als unsentimentale Meister des sozialen Realismus.

Abstand von Etikettierungen und Pathos

Doch das Etikett "sozial" wollen sie nicht gern akzeptieren. "Solche Label sind nie gut. Es ist immer das gleiche Problem für Filmemacher und ihre künstlerischen Werke. Da wird man schnell in eine Schublade gesteckt", sagte Jean-Pierre nach der Auszeichnung am Samstagabend. "Wir hoffen, dass unser Film auch jenseits der politischen Etikettierung funktioniert und sein Publikum findet."

Im Übrigen sind sie neben Emir Kusturica einzigen Regisseure, die seit 1975 gleich zwei Mal eine Goldene Palme gewonnen haben. (APA)