Als Anglistik- und Italienischstudent in Innsbruck hatte der heute 44-Jährige reichlich Gelegenheit für diese Selbsterfahrung: "Das Gros der Lehrenden waren feministisch ambitionierte Frauen." Ein Einfluss, der sich im Privaten und im Rahmen seines universitätspolitischen Engagements fortsetzte und der auch auf seine wissenschaftliche Arbeit abfärbte. Seine Doktorarbeit wurde als "Beste amerikanistische Dissertation" ausgezeichnet, und für seine Habilitation bekam er vom FWF ein Schrödinger-Stipendium, mit dem er zwei Jahre lang die Filmarchive der University of California, Los Angeles durchforsten konnte.
"Prägend war dabei auch, dass in der Filmwissenschaft die feministischen Theorien ungeheuer spannend, elaboriert und zugleich gesellschaftspolitisch relevant sind." Natürlich hat die jahrelange Auseinandersetzung mit Männlichkeitskonzepten auch sein Selbstverständnis als Mann und Lehrender - Rieser ist seit 1996 Assistenzprofessor für Kulturwissenschaften, Schwerpunkt Medienwissenschaft an der Grazer Amerikanistik - geprägt: "Ich strebe in meiner Selbstdefinition als Mann eine gewisse Breite und Flexibilität an, die nicht unbedingt ins klassische Männerbild passen." In Hinblick auf seinen Vortragsstil heißt das unter anderem möglichst konsequentes, geschlechtsneutrales Formulieren und das stete Bemühen, den typisch männlichen Objektivierungsdiskurs zu vermeiden. Ein Glücksfall für alle feministischen Studentinnen also. "Für Menschen mit einem engeren Männerbild bin ich wahrscheinlich ein komischer Mann! Dabei entspricht meine Position eigentlich genau der klassischen hegemonialen Männlichkeit: sicherer Uni-Job, zum Glück pragmatisiert, weiß, hetero, verheiratet."