Das Umweltbundesamt hat zu diesem Anlass ein Buch über eine ganz besondere Zone biologischer Vielfalt veröffentlicht: "Das Lafnitztal - Flusslandschaft im Herzen Europas" porträtiert eine Region an der Grenze zwischen dem Burgenland und der Steiermark, die ein Refugium für viele heute gefährdete Lebewesen geblieben ist.
Denn Artensterben findet nicht nur bei den Berggorillas in Uganda oder bei den Großen Pandas in China statt - es geschieht hier und jetzt vor unserer Haustüre. Die Nutzung und Zerstörung von Naturräumen nimmt auch in Europa nach wie vor zu, verstärkter wirtschaftlicher Druck drängt den Natur- und Tierschutz wieder vermehrt ins Abseits. Die Berichterstattung in den Medien zu diesen Themen ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen - wenn offizielle Stellen im ORF verlauten lassen, die Universum-Sendereihe werde eingeschränkt, weil es da ja nichts mehr Neues zu berichten gäbe, klingt das alarmierend. Ist die Natur wirklich umfassend medial durchgehechelt, haben wir schon alles gehört und gesehen über das, was da kreucht und fleucht?
Die Monografie über das Lafnitztal zeigt, dass dem nicht im Geringsten so ist: Wer weiß schon, dass das Ukrainische Bachneunauge in der Lafnitz lebt? Wer weiß schon, was ein Bachneunauge überhaupt ist? Zur Information: Neunaugen zählen zu den Rundmäulern, jener Vorform der Fische, welche noch keine Kiefer ausgebildet haben. Sie sind wahrhaft "lebende Fossilien", die lange vor den berühmten Quastenflossern oder gar den Dinosauriern die Erde belebten.
Während andere Neunaugen parasitisch leben, nehmen die Bachneunaugen in der Lafnitz als geschlechtsreife Tiere gar keine Nahrung auf. Die wenigen Monate ihres "Erwachsenenlebens" zehren sie von den Reserven, die sie sich als Larven über einige Jahre angefressen haben: Im sandigen Grund des Flusses verborgen, ernähren sich die Neunaugenlarven von Algen und Einzellern.