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Havanna/Wien – Der diplomatische Eklat begann im Gewande Adams. „Ich wollte mich gerade in meinem Hotelzimmer in Havanna duschen, als energisch an die Tür geklopft wurde. Die beiden Herren der Polizei baten mich höflich, aber bestimmt, mich anzukleiden, brachten mich zum Flughafen und setzten mich ins Flugzeug“, berichtet Karl Schwarzenberg.

Der tschechische Senator wollte am Freitag an einer Konferenz zur Förderung der Zivilgesellschaft in der kubanischen Hauptstadt teilnehmen. Mit ihm wurde am Donnerstag auch der deutsche Abgeordnete Arnold Vaatz (CDU) des Landes verwiesen, zwei polnischen Europa-Abgeordneten war zuvor die Einreise verwehrt worden.

"Typisch"

„Das ist das normale Benehmen für so ein System“, meint Schwarzenberg gegenüber dem Standard nach seiner Ankunft am Pariser Flughafen. Europäische Diplomaten verfolgen genau, ob die Behörden das Treffen erlauben werden. Da im kommenden Monat die Europäische Union darüber entscheiden muss, ob sie wegen Menschenrechtsverletzungen wieder diplomatische Sanktionen gegen das von Fidel Castro geführte Land verhängt, kommt der Ausweisung besondere Bedeutung zu. Bisher hat Kuba EU-Forderungen nach Freilassung von 61 inhaftierten Dissidenten ignoriert.

Schwarzenberg, der mit einem Touristenvisum vergangenen Samstag nach Kuba eingereist war, ist mit dem Ergebnis seiner Reise jedenfalls zufrieden. „Das Ganze hat sich sicher gelohnt.“ Nachsatz: „Nur duschen hätten sie mich schon noch lassen können.“ (Barbara Tóth, DER STANDARD Printausgabe, 21.05.2005)