Bagdad/Kairo - Der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten im Irak droht sich zu verschärfen. Sunnitische Geistliche in Tikrit, der Heimatstadt des früheren Machthabers Saddam Hussein, warnten in ihren Freitagspredigten vor einem Ausbruch von offener Gewalt zwischen den Konfessionsgemeinschaften. Der Nationale Rat der Religionsgelehrten kündigte aus Protest gegen die Verhaftung zahlreicher Prediger an, die sunnitischen Moscheen im Land sollten von diesem Samstag an für drei Tage geschlossen bleiben. In Süd-Bagdad starben bei einem Angriff auf eine Schiiten-Moschee zwei Menschen.

Die jetzige Regierung in Bagdad unter Premier Ibrahim al-Jaafari wird von der schiitischen Mehrheit im Land dominiert, die Minderheit der sunnitischen Araber, auf die sich das ehemalige Baath-Regime von Saddam Hussein stützte, hatte die Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung Ende Jänner weitgehend boykottiert. Die Arabische Liga hatte am Donnerstag vor einer Eskalation der Gewalt zwischen den Religionsgruppen im Irak gewarnt.

In Beji, 200 Kilometer nördlich von Bagdad, ergriffen Polizeikräfte und US-Truppen drastische Sicherheitsmaßnahmen, um Anschläge auf Polizeistationen zu verhindern. Über der Stadt kreisten Militärhubschrauber. Die Geschäfte blieben geschlossen. Am Vortag waren in der Stadt Flugblätter aufgetaucht, auf denen Polizisten, die nicht den Dienst quittierten, "abschreckende Maßnahmen" angedroht wurden. (APA/dpa/Reuters)