Der Chef und Miteigentümer des Kunststoffherstellers HTP, Kurt Helletzgruber, hat nichts gegen das Duo Androsch/Dörflinger als Mitaktionäre.

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Wien - Der neue Chef und Miteigentümer des gebeutelten Kunststoffherstellers HTP, Kurt Helletzgruber, rührt kräftig um: Nachdem der Sanierungsmanager diese Woche das Okay für eine Zulassung an der Wiener Börse erhalten hat, wird er die bereits genehmigte Kapitalerhöhung in Wien platzieren. Dabei sollen drei Mio. Aktien zum Preis von 2,40 Euro pro Stück plus 400.000 Aktien aus dem Firmenbestand verkauft werden.

Gleichzeitig wurde ein Delisting von der Frankfurter Börse beantragt; die dort gehandelten 26,4 Prozent Aktien im Streubesitz sollen in den nächsten sechs Monaten nach Wien wandern. "In Frankfurt hat ein österreichisches mittelständisches Unternehmen zu wenig Aufmerksamkeit", sagte Helletzgruber im STANDARD-Gespräch. Auch bei den Eigentümern kam es zu Änderungen.

Hofmann-Aktien übernommen

Helletzgruber und seine Familie stehen hinter der Privatstiftung Astor. Diese hat anlässlich des Rückzugs von Ernst Hofmann aus der HTP einen Teil der Hofmann-Aktien übernommen, der mit knapp 46 Prozent ein Hauptaktionär gewesen war. Nach der Kapitalerhöhung schätzt Helletzgruber die Anteile von Astor und ProRegio (bei dieser Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft sitzt Helletzgruber im Aufsichtsrat) an der HTP auf "30 bis 50 Prozent".

Allerdings sind die restlichen 50 Prozent der Hofmann-Anteile bei den Banken verpfändet, bei denen HTP in der Kreide steht. Daher sieht HTP-Aktionär Hannes Androsch die Zukunft der HTP noch nicht geklärt. Laut Androsch schuldet HTP den Banken 40 Mio. Euro, wovon ein Viertel bereits nachgelassen wurde. Androsch und Willi Dörflinger sind über ihre Privatstiftungen zusammen mit 27,4 Prozent an der HTP beteiligt.

Damit sind die Fragen, ob Androsch und Dörflinger in der HTP bleiben, aussteigen oder aufstocken, zunächst zweitrangig. Helletzgruber: "ProRegio und Astor verhandeln über eine Übernahme dieses Aktienpakets, aber ich habe nichts gegen die beiden Aktionäre. Zuerst aber kommt die Kapitalerhöhung."

Fohnsdorf war "verlustbringer"

Das HTP-Werk in Fohnsdorf bleibt für den Bereich Flugzeugtechnik zuständig. Das defizitäre HTP-Formenbauwerk, ebenfalls in Fohnsdorf, wurde geschlossen. Helletzgruber: "Das war der größte Verlustbringer."

Sollten die unabhängig von der HTP bestehenden Pläne von Androsch und Dörflinger, in Fohnsdorf einen Aircraft-Zulieferer auf die grüne Wiese zu bauen, realisiert werden, ist Helletzgruber offen für eine Zusammenarbeit "jeder Art".

Ein großer Teil des frischen Geldes wird in das HTP-Werk in der Slowakei fließen, einen Zulieferer für den dort entstehenden Automobilcluster. Der dort generierte Umsatz von 110 Mio. Euro soll sich verdreifachen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.5.2005)