Die EU-Kommission will Leitlinien für die Züchtung menschlicher Gewebe, weil es hier unterschiedliche Ansätze in den Mitgliedstaaten gibt. Damit soll eine einheitliche Regelung für alle Maßnahmen geschaffen werden, die mit Regeneration, Reparatur und Ersatz kranken Gewebes zu tun haben. Den Mitgliedstaaten soll aber weiterhin die Entscheidung über die Verwendung menschlicher Zellen wie etwa embryonaler Stammzellen überlassen bleiben.

Die EU-Kommission, die ihre Vorschläge Donnerstag präsentierte und noch heuer einen endgültigen Entwurf vorlegen will, verfolgt einen liberalen Ansatz: Sie sieht durch das Fehlen einheitlicher Zulassungsverfahren "den freien Markt für Produkte aus der Züchtung menschlicher Gewebe eingeschränkt". Industriekommissar Günter Verheugen versicherte, dass die EU "ein Höchstmaß an gesundheitlichem Schutz gewährleisten" wolle, "gleichzeitig wollen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen fördern, allen Beteiligten Rechtssicherheit geben".

Die EU-Vorschläge sehen u.a. ein zentralisiertes Zulassungsverfahren, detaillierte Leitlinien für die Anwendung guter Herstellungsverfahren und klinischer Praktiken sowie ein System für wissenschaftliche Beratung und finanzielle Anreize für kleinere und mittlere Betriebe vor, um fortgeschrittene therapeutische Methoden zu entwickeln. Wie dazu auf Anfrage ergänzt wurde, werden den Firmen 90 Prozent der Kosten von 232.000 Euro bei Beantragung der Anerkennung ihrer Produkte gewährt. EU-weit sind 113 Firmen auf dem Gebiet tätig, davon drei österreichische: Educell Zellkultivierung F&E GmbH, InnovaCell, und Igor - Institut für Gewebe- und Organrekonstruktion. (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.05.2005)