New York - US-Präsident George W. Bush will offenbar die Pläne zur militärischen Nutzung des Weltraums vorantreiben. Wie die New York Times am Mittwoch unter Berufung auf Regierungs- und Militärkreise berichtete, ist derzeit eine entsprechende Direktive des Präsidenten in Vorbereitung. Sie ziele zwar nicht darauf ab, Angriffs- und Verteidigungswaffen dauerhaft im All zu installieren. Jedoch solle der Weltraum von Fall zu Fall als Operationsbasis für Waffensysteme genutzt werden, die sich gegenwärtig in der Entwicklung befänden.

Dazu gehört nach Angaben der Zeitung ein unter dem Namen "Global Strike" (Globaler Treffer) geplantes Weltraumflugzeug zum Transport von Präzisionswaffen, die um den halben Globus innerhalb von 45 Minuten zuschlagen könnten. Unter dem inoffiziellen Titel "Rods From God" (Gottes Knarren) werde ferner an Zylindern aus Titan, Uran und Wolfram gearbeitet, die vom All aus mit einem Tempo von 11.500 Stundenkilometern abgefeuert können werden sollen - was der Wucht einer kleinen Atombombe entspräche. Andere Programme sehen demnach etwa tödliche Laserstrahlen aus dem All oder die Umwandlung von Radio- in Hitzewellen vor. Den Angaben zufolge hat das Pentagon bereits Milliarden von Dollar in die Entwicklung dieser Waffensysteme gesteckt.

Eine Vertreterin der Luftwaffe erklärte, mit der Richtlinie werde nicht die Militarisierung des Weltraums angestrebt: "Der Schwerpunkt liegt nicht in der Stationierung von Waffen im Weltraum. Der Schwerpunkt liegt darin, freien Zugang zum Weltraum zu haben." Die bisherige Nutzung beschränkte sich auf den Einsatz von Spionagesatelliten bei Militäreinsätzen und Rüstungskontrollen.

Bush war vor drei Jahren aus dem internationalen Vertrag über antiballistische Raketen ausgetreten, der die Aufstellung von Waffen im Weltraum verbietet. Die neue Direktive soll laut New York Times eine bisherige von US-Präsident Bill Clinton aus dem Jahr 1996 ablösen, die eine friedlichere Nutzung des Weltalls vorsah.(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 5. 2005)