Dresden - Der Berliner Verlag Felix Bloch Erben verwehrt dem Staatsschauspiel Dresden die Aufführung seiner umstrittenen Inszenierung von Gerhart Hauptmanns "Die Weber" im Berliner Ensemble. Der Verlag "übt so auf seine Weise eine Zensur aus", kritisierte Intendant Holk Freytag am Mittwoch in Dresden. Das Theater habe vom Kammergericht Berlin klar bestätigt bekommen, dass es die ursprüngliche Fassung von Regisseur Volker Lösch wieder spielen dürfe. Vom Verlag war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Das Berliner Ensemble (BE) hatte ursprünglich die Alternativ- Inszenierung "Die Dresdner Weber - eine Hommage an Gerhart Hauptmann" für den 21. und 22. Mai eingeladen. Nach Beilegung des Streits um die ursprüngliche Dresdner Inszenierung hatten sich das Dresdner Theater und das BE um eine Erlaubnis für diese Fassung bemüht. Der Verlag habe seine Zustimmung für eine Aufführung "ohne jede Angabe von Gründen" nicht erteilt. "1893 gelang es noch, trotz Zensur, Hauptmanns 'Weber' im Theater am Schiffbauerdamm zu spielen, 112 Jahre später ist das nicht mehr möglich", bedauerte BE-Dramaturg Hermann Beil.

Inkriminierte "Tötungsfantasien"

Hauptmanns "Weber" hatten am 30. Oktober 2004 in Dresden Premiere, wurden wegen Kritik des Verlags aber nur bis November gespielt. Das Landgericht Berlin bestätigte im Jänner eine einstweilige Verfügung gegen die Inszenierung, die umstrittene, nicht vom Verlag genehmigte Textpassagen als Ergänzungen zum Urtext enthielt. Das Stück musste abgesetzt werden. Das Theater legte Berufung ein und spielte seit Februar den beanstandeten "Chor der Arbeitslosen" aus dem verbotenen Stück in einer Textcollage unter dem Titel "Die Dresdner Weber".

Vor einer Woche hatte das Kammergericht per Zwischenbescheid ein generelles Verbot der Inszenierung für nicht haltbar, jedoch der Tendenz des Originals zuwiderlaufende "Tötungsfantasien" für nicht zulässig gehalten. Die Passagen wurden geändert, die Bühne gab eine Unterlassungserklärung ab, das Stück bis Vertragsende am 31. Juli ohne die beanstandeten Passagen zu spielen. Der Verlag verzichtete auf die einstweilige Verfügung, mit der ein Verbot der Aufführung erreicht worden war. (APA/dpa)