Prodi: Nein zur Verfassung wäre Ende des Europa "à la francaise"
Für Ex-EU-Kommissionspräsident wäre EU nur noch "ein großer Markt ohne soziale Dimension"
Redaktion
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Paris - Ein Sieg des Nein bei der Volksabstimmung in
Frankreich über die künftige europäische Verfassung könnte das Ende
der europäischen Integration "a la francaise" bedeuten und aus der EU
"einen großen Markt ohne politische Union und soziale Dimension"
machen. Dies schreibt der italienische Oppositionschef und
Ex-EU-Kommissionspräsident Romano Prodi in einem Beitrag für die
Pariser Tageszeitung "Le Figaro" (Mittwochausgabe).
In Frankreich findet am 29. Mai ein Referendum über die Verfassung
statt. In Umfragen liefern sich Befürworter und Gegner der Verfassung
ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Im schlimmsten Fall würde Nein Beginn der größten Krise unserer gemeinsamen
Geschichte bedeuten
"Das Nein würde im besten Fall einen Status quo bedeuten, im
schlimmsten Fall den Beginn der größten Krise unserer gemeinsamen
Geschichte, ohne Zweifel das Ende dieser Integration a la francaise,
von der wir bisher profitieren konnten", schreibt Prodi, der von 1999
bis 2004 die EU-Kommission leitete. "Die Europäer brauchen ein
führendes und visionäres Frankreich, Protagonist eines europäischen
Projekts in der Gruppe der Länder, die dieselbe Vision des Europa und
der Welt von morgen teilen", meint der ehemalige italienische
Ministerpräsident weiter.
"Ohne Frankreich würde dieses Projekt ein Waise werden, es würde
aufhören zu wachsen und sich in das verwandeln, was die Befürworter
des Nein vermeiden zu wollen behaupten: In einen großen Markt ohne
politische Union und ohne soziale Dimension, einen Währungsraum ohne
wirkliche Regierung, ein Normensystem ohne gemeinsame Rechte und
Pflichten", liest man in dem Text weiter. "Ein Nein von Frankreich
würde von den Partnern als ein Nein zu Europa interpretiert werden",
schreibt Prodi. (APA)
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