Prinzipiell übt sie mit Trainer Hubert Rohrauer seit gut fünf Jahren professionell, um nach dem bisherigen Gipfel im August 2004 abzutauchen ins mentale Tal. "Ich versuchte die Medien zu befriedigen, und ich versuchte vor allem, Judo ins Rampenlicht zu stellen." Zweiteres gelang gar nicht nach Wunsch, negative Gedanken drängten sich in den Vordergrund, Auswege wurden gesucht. Heill wollte auf den Sport pfeifen und ein Studium beginnen, Sportwissenschaft und -Management, "damit ich mit einer Ausbildung schaffen kann, was mir als Judosportlerin nicht gelungen ist, nämlich den Sport an den Mann zu bringen. Der Erfolg war ja da, aber es ist nichts gekommen."
Claudia Heill hadert mit dem Verband, der nichts aufstellt. Man hält ihr entgegen, dass Judo zwar ein schöner, traditioneller Kampfsport mit philosophischen Zügen ist, der sanfte Weg und als solcher ein Weg nachzugeben, ohne zu zerbrechen. Aber es gibt viele schöne Sportarten, die gewillt sind, allerlei Werbebotschaften zu transportieren, und denen sie auch nicht gerade die Tür einrennen.
Claudia Heill beschloss, nicht mehr zu jammern. Und wenn sie ihren Silberkollegen Markus Rogan sieht, "wie sich der vermarktet, wie oft der in der Zeitung steht", dann hätte sie vielleicht gern sein Bankkonto, "aber die Ruhe habe ich auch sehr gern". Zudem weiß sie schon, dass Rogan bereits drei Jahre vor den Olympiamedaillen Vize-Weltmeister war und also schon länger in der Weltspitze einer Grundsportart zu Gast. Nun hofft sie, dass die Zusammenarbeit mit der Agentur Recht&Sport, die auch Tischtennis-Ex-Weltmeister Werner Schlager vermarktet, Früchte trägt. Claudia Heill fabrizierte schon vor den Olympischen Spielen einen Folder in eigener Sache, nachher aktualisierte sie ihn, und nach der EM sollte wieder ein interessantes Kapitel dazukommen.