Josef Hickersberger ist vor einiger Zeit endlich Josef Hickersberger geworden. Der Rest mit Rapids Meistertitel war vergleichsweise einfach. Selbstverständlich musste auch der Zeitpunkt gut sein, der GAK schwächeln, die Austria sich selbst aufgeben, Pasching nachlassen.

Rapids wahre Stärke ist wahrscheinlich nicht ihre spielerische Potenz oder Kampfkraft, auch nicht die personelle Tiefe, konditionelle Verfassung oder taktische Reife. Rapids Team hat früher als der GAK und weit besser als die Austria zu einem professionellen und geistigen Selbstverständnis gefunden. Und das hat mehr mit Josef Hickersberger zu tun als alles andere.

Jetzt, wo Rapids Trainer im Endspurt seine Mätzchen abzog, Zigarillos rauchte, wenn ein Spiel im Kasten war oder wie ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie auf und ab hüpfte und die Schiris beschuldigte, nicht zu wissen, wie sie heißen, verliert man leicht den weiten Weg aus dem Blick, den er gegangen ist. Die Qualifikation für die WM 1990 als Teamchef, die Blamage gegen die Färöer, das Zerwürfnis mit dem ÖFB-Präsidenten Beppo Mauhart, die Entlassung als erfolgreicher Austria-Trainer. Es gab keinen Job mehr für ihn in Österreich und Umgebung, er musste auf Wanderschaft gehen.

Dort lernte der selbstsichere, den Erfolg als Selbstverständlichkeit und allen anderen die Schuld am Scheitern gebende Ex-Starkicker Demut, Arbeiten und Lernen. - In Arabien, wo der Fußball so exotisch ist wie hier ein Kamelrennen. Hickersberger ist ein erwachsener Trainer. Die einzigen, die ihm nahe kommen, sind Kurt Jara und Walter Schachner. Denn nichts ist wertvoller als die Provinz und die Niederlage gekostet und verdaut zu haben. (DER STANDARD Printausgabe 17.05.2005)