Auch ich bin in den Trümmern gestanden, das Kind am Arm, der Mann noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt, und wir haben nichts gehabt, alles war kaputt." Die alte Dame, die sich dieser Tage zurückversetzt in die Zeit unmittelbar nach dem Krieg, hat Zeitung gelesen, die Ankündigung einer Zahlung an Trümmerfrauen, und sie hätte sich über 300 Euro gefreut. Auch sie hat aufgebaut, auch sie war eine Trümmerfrau. Sie erhält aber nichts. Sie hat eine eigene Pension.

Dieser Tage wird besonders viel gedacht und gejubelt, da erinnert man sich auch der Trümmerfrauen, und die Bundesregierung gesteht ihrem kleinen und kleinsten Koalitionsteil, dem BZÖ, zu, eine Jubelmeldung unter das Volk bringen zu dürfen. 300 Euro sollen als "Dankeschön" an die einstigen Trümmerfrauen ausgezahlt werden, verkündet die Sozialministerin rechtzeitig zu den Feierlichkeiten um den Staatsvertrag.

Da alles seine Ordnung haben muss, und wer es noch nicht weiß: Anspruchsberechtigt sind Frauen, die vor 1930 geboren wurden, vor 1950 Kinder bekommen haben und heute keine eigene Pension haben oder mit einem Partner vom Familienrichtsatz leben müssen. Diese Frauen werden sich freuen, keine Frage. Der Finanzminister, dessen Zustimmung noch notwendig ist, wird sich in dieser Frage wohl nicht lumpen lassen.

Dennoch wirkt diese Geste, dieses "Dankeschön" der Frau Sozialministerin, billig. Man verbucht es unter Regierungspropaganda, und da wirkt es schäbig, wie Almosen. Nicht nur, weil 300 Euro angesichts der Leistung und der Umstände, die hier gewürdigt werden sollen, läppisch sind. Frauen, die einen Anspruch auf diesen Trümmerbonus haben, leben schon aufgrund der von Haubner vorgenommenen Eingrenzung an der Armutsgrenze und haben jedenfalls keine eigene Pension. Strukturelle, existenzsichernde Maßnahmen wären hier angebracht, sonst bleibt dies bloß ein weiterer PR-Gag der Regierung. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.5.2005)