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Mustafa Al-Hassani und Stacey Gunshon bei ihrer Ankunft in der Hofburg in ihrem Ferrari Spider.

Foto: APA/GUENTER R. ARTINGER

Die meisten angekündigten Promis blieben zwar aus. Der Boxenstopp der Gumball-Rallye in Wien wurde aber trotzdem ein Riesenspektakel. 10.000 Besucher heulten mit den Motoren.

Wien – "Scho wieda nur a Porsche." "Wer sitzt drin?" "Kenn i net." Pfingstmontagmittag machte sich auf dem Josefsplatz in der Wiener Innenstadt schon ein wenig Enttäuschung breit. Rund 10.000 Schaulustige hatten bereits Stunden ausgeharrt, um beim Boxenstopp des privaten Autorennens "Gumball 3000" dabei zu sein. Doch die meisten der angekündigten Promis ließen sich nicht blicken.

Kein Quentin Tarantino (Regisseur, "Pulp Fiction"), kein Johnny Knoxville (Oberblödelstuntman der MTV-Serie "Jackass"), kein Jay Kay (Sänger der britischen Popband Jamiroquai).

Rosa Range Rover

Doch Schauspielerin Daryl Hannah ("Blade Runner", "Kill Bill") rettete am frühen Nachmittag dann doch noch den Promifaktor der Rallye, die vergangenen Samstag in London gestartet wurde und kommenden Freitag in Monaco zu Ende gehen soll. Frau Hannah ließ sich auf einem rosa Range Rover sitzend von der Menge feiern. Nach halbstündigem Aufenthalt und der Beteuerung, dass sie "alles sehr aufregend" finde, düste der Filmstar weiter nach Ungarn, wo einige Runden auf dem Hungaro-Ring absolviert werden sollten.

Die Straßenroute können die 100 gut betuchten Rallyeteams (Startgeld: umgerechnet rund 15.000 Euro) frei wählen, doch das kurze Stück durch Österreich – von Prag kommend über Niederösterreich, Wien und das Burgenland nach Budapest – ließ keine große Auswahl. Was wiederum Gendarmerie und Polizei vor kein allzugroßes Überwachungsproblem stellte. Sämtliche infrage kommenden Verkehrsverbindungen waren mit mobilen Radarposten und zivilen Streifen gespickt. Auch in Wien säumten sichtbar mehr Beamte mit Radarpistolen die Straßen.

Im Vorfeld herbeigeschriebene Gumball-Raserei mit 200 oder 300 km/h wurde nicht geblitzt, doch die Verkehrsabteilung Niederösterreich verhängte doch etliche Strafen wegen Geschwindigkeitsübertretungen. "Two Tickets" habe er seit dem Start in London erhalten, gestand der Brite Mustafa Al-Hassam, der sich in seinem roten Ferrari Spider als erster mit lautem Motorengeheul auf dem Josefsplatz einparkte. Nachsatz: Das nötige Kleingeld liege immer im Handschuhfach.

Wie bei James Bond

Die Fraktion der Karosserieliebhaber kam im Laufe des Nachmittages auf dem Pflaster vor dem Eingang zur Spanischen Hofreitschule auch noch voll auf ihre Kosten: neben Boliden der Pferdeautomarke bahnten sich Lamborghinis, Bentleys, Jaguars und Mercedes-Sterne genauso den Weg durch die Menge wie ein alter VW-Bus oder ein London-Taxi. Für die meisten Autofreaks das schönste Objekt: ein grauer Aston Martin, Marke James-Bond-Film.

Für viele das lustigste Gefährt: ein älterer BMW mit spanischer Guardia-Civil-Lackierung samt durchgestrichener Notrufnummer, dessen Lenker via Außensprechanlage eine Tasse Kaffee bestellte.

"Torpedo Run" folgt

Dass seine mittlerweile sechste Gumball ein illegales Rennen sei, davon will Organisator Maximillion Cooper nichts wissen: "Wir sind an Motorsport interessierte Leute, die hier zusammenkommen." Und die nächste kommt bestimmt. Beim diesjährigen "Torpedo Run" im September, einem Rennen von Hamburg über Belgien, Frankreich und Italien nach Berlin muss Österreich gleich zweimal durchquert werden. (Michael Simoner, DER STANDARD – Printausgabe, 17. Mai 2005)