Seoul verspricht Pjöngjang Gegenleistungen bei Wiederaufnahme der Atomverhandlungen
Redaktion
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Seoul/Tokio - Nach einer knapp einjährigen Pause haben Vertreter Nord- und Südkoreas wieder auf hochrangiger Ebene über eine Verbesserung der Nachbarschaftsbeziehungen gesprochen. Bei Unterredungen im nordkoreanischen Grenzort Kaesong stellte Seoul "substanzielle Gegenleistungen" in Aussicht, falls Pjöngjang bei den stockenden Sechs-Parteien-Gespräche über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm wieder an den Verhandlungstisch zurückkehrt.
Welche Gegenleistungen Rhee Bong-jon, Südkoreas stellvertretender Minister für Wiedervereinigung, dem Delegationsleiter Nordkoreas, Kim Man-gil, genau anbot, blieb zunächst unklar. Die Nordkoreaner äußerten sich zur Atomfrage nicht, hörten aber aufmerksam zu, hieß es.
Seit einem Jahr auf Eis
Die Sechs-Parteien-Gespräche, an denen neben Nordkorea und den USA auch Südkorea, Japan, China und Russland beteiligt sind, liegen seit fast einem Jahr auf Eis. Nordkorea hatte im Februar erstmals erklärt, Atomwaffen zu besitzen. Vor wenigen Tagen hatte das kommunistische Regime einen Ausbau seines Atom-Arsenals angekündigt.
Am Wochenende drohten die USA Nordkorea mit Strafmaßnahmen, sollte Staatschef Kim Jong-il Atomtests durchführen lassen. Allerdings räumte ein Sicherheitsberater der Bush-Regierung ein, dass es für die US-Geheimdienste schwierig sei, auszumachen, ob Nordkorea einen solchen Atomtest vorbereite.
Südkoreas Vizeminister Rhee schlug Montagabend außerdem vor, die früher regelmäßig stattfindenden Ministergespräche wieder aufzunehmen. Die nordkoreanische Seite kommentierte auch diesen Wunsch nicht, kritisierte aber, dass Südkorea beabsichtige seine Streitkräfte aufzustocken. Sie bekräftigte den Bedarf an Lebensmittel und bat um 500.000 Tonnen Dünger für die Landwirtschaft. Schon jetzt liefert Seoul jedes Jahr mehrere Hunderttausend Tonnen Dünger an den Norden. Westliche Beobachter meinen, die bevorstehende Saatsaison und die Hungersnot im Land seien der Grund für Nordkorea gewesen, mit dem Süden wieder bilaterale Gespräche aufzunehmen. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2005)
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