Scharfe Kritik an Präsident Klaus nach Roma-Aussage
"Klaus geht zynisch mit Völkermordverbrechen an Sinti und Roma um" - Sudetendeutsche: Klaus "europapolitischer Geisterfahrer"
Redaktion
,
Prag - In einem Streit in Prag um die angemessene
Würdigung von Holocaust-Opfern unter der Roma-Minderheit hat der
Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose,
den tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus scharf kritisiert. Klaus
hatte über ein ehemaliges Internierungslager für Roma in Lety
(Südböhmen) gesagt, dort müsse nicht unbedingt eine Gedenkstätte
entstehen, da es sich "nicht wirklich um ein KZ gehandelt" habe.
"Präsident Klaus geht zynisch mit Völkermordverbrechen an Sinti und
Roma um und verfälscht historische Tatsachen", teilte Rose am Sonntag
in einer Erklärung während einer Konferenz in Prag mit.
Klaus hatte seine Aussage mit dem Argument begründet, die mehr als
300 während des Zweiten Weltkriegs unter nationalsozialistischer
Gewaltherrschaft in Lety gestorbenen Roma seien "vor allem Opfer von
Flecktyphus" geworden. "Ein derartige Aussage gegenüber jüdischen
Opfern würde eine weltweite Debatte auslösen", sagte Rose. Der
deutsche Europaparlaments-Abgeordnete Milan Horacek (Grüne) sprach in
Prag von "einer Erniedrigung in beängstigendem Ausmaß".
Rose und Horacek appellierten an die Regierung in Prag, bei der
Verlegung einer privaten Schweinefarm in Lety zu helfen, die heute in
der Nähe des ehemaligen Lagers steht. Dies sei "beschämend".
Sudetendeutsche: Klaus "europapolitischer Geisterfahrer"
Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen
Landsmannschaft und CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt hat dem
tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus "aggressive Propaganda"
gegen die europäische Verfassung vorgeworfen. Er nannte den
Europakritiker am Pfingstsonntag auf dem 56. Sudetendeutschen Tag in
Augsburg einen "europapolitischen Geisterfahrer". Posselt forderte
Klaus auf, Angriffe auf die EU-Verfassung zu unterlassen. (APA/dpa/Red)
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