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Der tschechische Premier Vaclav Klaus.

Foto: REUTERS/David W Cerny
Prag - In einem Streit in Prag um die angemessene Würdigung von Holocaust-Opfern unter der Roma-Minderheit hat der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, den tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus scharf kritisiert. Klaus hatte über ein ehemaliges Internierungslager für Roma in Lety (Südböhmen) gesagt, dort müsse nicht unbedingt eine Gedenkstätte entstehen, da es sich "nicht wirklich um ein KZ gehandelt" habe. "Präsident Klaus geht zynisch mit Völkermordverbrechen an Sinti und Roma um und verfälscht historische Tatsachen", teilte Rose am Sonntag in einer Erklärung während einer Konferenz in Prag mit.

Klaus hatte seine Aussage mit dem Argument begründet, die mehr als 300 während des Zweiten Weltkriegs unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in Lety gestorbenen Roma seien "vor allem Opfer von Flecktyphus" geworden. "Ein derartige Aussage gegenüber jüdischen Opfern würde eine weltweite Debatte auslösen", sagte Rose. Der deutsche Europaparlaments-Abgeordnete Milan Horacek (Grüne) sprach in Prag von "einer Erniedrigung in beängstigendem Ausmaß".

Rose und Horacek appellierten an die Regierung in Prag, bei der Verlegung einer privaten Schweinefarm in Lety zu helfen, die heute in der Nähe des ehemaligen Lagers steht. Dies sei "beschämend".

Sudetendeutsche: Klaus "europapolitischer Geisterfahrer"

Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft und CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt hat dem tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Klaus "aggressive Propaganda" gegen die europäische Verfassung vorgeworfen. Er nannte den Europakritiker am Pfingstsonntag auf dem 56. Sudetendeutschen Tag in Augsburg einen "europapolitischen Geisterfahrer". Posselt forderte Klaus auf, Angriffe auf die EU-Verfassung zu unterlassen. (APA/dpa/Red)