Die Nachricht schlug in Belgrad wie eine Bombe ein: Der kontroverse serbische Milliardär Bogoljub Karic hat am Donnerstag der österreichischen Finanzgruppe um die Geschäftsleute Martin Schlaff und Josef Taus 51 Prozent des größten serbischen Mobilfunkbetreibers Mobtel verkauft. Sollte das auf fast eine Mrd. Euro geschätzte Geschäft tatsächlich realisiert werden, wäre das die bisher größte österreichische Investition in Serbien.

Perplex

Regierungsvertreter wirkten perplex, von einer Übernahme der Mobtel will niemand etwas gewusst haben. Denn einerseits liefen gegen das Unternehmen Untersuchungen wegen Veruntreuung und Steuerhinterziehung, andererseits seien die Eigentumsverhältnisse nicht geregelt, hieß es. Eine internationale Arbitrage in Zürich soll erst im Juni feststellen, ob überhaupt Karic oder der Staat über die Mehrheit verfügt.

Katze im Sack?

Für den Milliardär, dem in Serbien ein Strafverfahren droht, sei der geschwinde Verkauf eine "Überlebensfrage", so das Magazin Europa. "Es wundert mich, dass eine angesehene österreichische Firma hinter der offensichtlich der Staat steht, bereit ist, eine Katze im Sack zu kaufen", sagt Milan Pajevic, Direktor des Instituts G 17+ und ehemaliger außenpolitischer Berater von Vizepremier Miroljub Labus, zum STANDARD. Zumal Karic einer der engsten Finanzpartner des serbischen Diktators, Slobodan Milosevic, gewesen ist und die Herkunft des Gründerkapitals von Mobtel äußerst fragwürdig sei.

Karic wird auch der "serbische Möchtegern-Berlusconi" genannt. Er hat eine eigene Partei "Kraft Serbiens" gegründet, um sein gefährdetes Imperium verteidigen zu können. Die populistische Partei, die ideologisch nicht einzuordnen ist, liegt laut Meinungsumfragen an dritter Stelle und könnte nach möglichen vorgezogenen Parlamentswahlen das Zünglein an der Waage werden. Karic wird nachgesagt, einige Minister und Abgeordnete bestochen zu haben und in mehrere Korruptionsaffären verwickelt worden zu sein. Seine Feinde behaupten, dass er mit dem "österreichischen Geld" endlich an die Macht kommen und die verlorene Monopolposition, die er unter Milosevic genoss, zurückgewinnen möchte.

Schlagzeilen

Die Familienmitglieder des Karic-Clans sorgten in den letzten Monaten für Schlagzeilen in Serbien: Der eine baute schwer betrunken einen Autounfall, nach dem eine junge Frau in Koma liegt; der andere schoss in einer Nachtbar mit einer Pistole und verwundete einen Gast am Arm.

"Symbol der Räuberwirtschaft"

Serbiens Finanzminister Mladjen Dinkic nennt Karic ein "Symbol der Räuberwirtschaft" von Milosevic' Gnaden. Niemand würde Mobtel ohne eine öffentliche Ausschreibung übernehmen können, sagte Dinkic. Am Freitag begleitete Vizekanzler Hubert Gorbach die österreichische Finanzgruppe, um die Angelegenheit mit Serbiens Ministerpräsidenten Vojislav Kostunica zu regeln. (Andrej Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD Printausgabe, 14. Mai 2005)